über Wasser, Wolken, Stahl und mehr. . .

Einbände & Mappen

  1. Eine Dokumentenmappe für den Herrn Papa
  2. Ein Wechseleinband für Beck-Texte
  3.  Eine Präsentationsmappe für den Dampfpaddler
  4. Ein Sammelmappe für Visitenkarten
  5. Eine Hausbesuch-Kladde für den Hausarzt


1. Eine Dokumentenmappe für den Herrn Papa

Weihnachten 2020 nahte, und so wollte ich meinem Vater ebenfalls stolz ein Stück verzierte Rinderhaut schenken. Aber für Schwertscheiden o.ä. hat er keine Verwendung. So fiel mein Gedanke auf eine Dokumentenmappe, die mit seinem selbst entworfenen Wappen (er hat nach allen heraldischen Regeln für seine Brüder und sich selbst (Fische) bürgerliche Wappen entworfen, die eintragefähig sind. Ein Wappen, welches ich als sein Sohn ebenfalls unverändert führen darf. Hier das von ihm entworfene Original.

Dieses Wappen wollte ich klischeefähig umarbeiten und in großem Format auf der Vorderseite der Mappe verwenden. Die Mappe soll mit einer 80mm 2-Loch Ringbuchmechanik ausgestattet werden und so groß sein, dass  eingelegte DIN A4 Klarsichtfolien mit eigener Lochung nicht direkt bündig zum Aussenrand abschliessen, sondern der umlaufende Rand diese gut überlappt..

Also Entwurf, Lederbestellung eines kompletten Halses und dann konnte es zeitgleich mit Planung, Entwurf und anderen Vorbereitungen weitergehen. Das kräftige Stück Leder wurde schnell geliefert und sofort zugeschnitten,

Ich schnitt für 2 Dokumentenmappen (á 32 x 56cm), für den Beck-Texte Einband, den Snooker-Lappen und einen Tabakbeutel direkt mehrere Rohlinge großzügig vor...

Im Zuschnitt und der Vorbereitung plante ich also direkt auch noch eine Mappe für mich selbst ein. Hier sollte auf der Rückseite meiner Mappe auch das Krifon Logo zum Einsatz kommen. (Bei meinem Vater verzichtete ich darauf, er hatte zu der Fechtschule ja keinen Bezug. )

Die erste Augenscheinnahme des ersten richtig großen Pressvorgangs war sehr befriedigend.

Da Weihnachten nahte, wurde in der Folge an der "Pappa-Mappe" gearbeitet. (meine sollte erst im Juli 2021 wirklich beendet werden.) Ein passender Seilrahmen wurde punziert, wie auch ein schönes Korbgeflecht auf der Rückseite.

Alles andere als perfekt, aber die meisten der dabei von mir gemachten Fehler, sehe ich aber wohl nur selbst...

Dann wurde die Vorderseite noch verfeinert...

Die größten Hindernisse waren dabei die alten Augen und das absolut unzureichende Arbeitslicht...,

aber das Ergebnis ist auch ohne Finish schon recht ansehnlich.

Wie auch die Rückseite

Auch nach dem ersten Antikisieren sind die Details so schon deutlicher und "antiker"...

Pünktlich ist es fertig, auch wenn noch viel zu machen war. So z.B. der Schutz der Vorderseite, hier sollten sich auf keinen Fall im Laufe der Jahre die Ringe der Mechanik durchdrücken, hier setzte ich eine dünne Verstärkung ein, die gegenüber, also an der Auflagefläche der Ringbuchmechanik unter das Innenfutter geklebt wurde.

So bleibt die Ansicht dauerhaft erhalten

Auch hier sieht man beim Foto erst im Gegenlicht das schöne Profil.

Innen wirkt das dünne Velourleder edel und der "Ausbeulschutz" ist, wie beabsichtigt, gar nicht zu erkennen.

Auch die Rückseite bietet ein schönes haptisches Erlebnis, wenn man die Mappe in die Hand nimmt. Die Buchecken wie auch die Vernietung habe ich passend in Altmessing gewählt.

Ich hoffe nun, mein Vater hat daran genauso viel Spaß, aber die Zeichen stehen gut..., und es ist gelungen, die Überraschung war perfekt, er ist absolut begeistert, "sein Wappen" in Leder...


2. Ein Wechseleinband für die Beck-Texte

Seit Mai 2020 bin ich als ehrenamtlicher Arbeitsrichter am Arbeitsgericht Koblenz bestellt. Als Nachschlagewerk habe ich daher immer die Sammlung "Arbeitsgesetze" von Beck-Texte in der jeweils aktuellen Fassung dabei. Das Buch ist ein kleiner Klotz und nicht wirklich schön anzusehen. Daher wollte ich mir einen schönen Einsteck-Umschlag anfertigen, der es einerseits erlaubt, das Buch jährlich schnell gegen die aktuellste Version auszuwechseln und andererseits auch nett anzusehen ist. Ebenso wären natürlich ein paar Marker, zum schnellen Auffinden der unterschiedlichen Gesetzes-Stellen sehr hilfreich. Um diese Sammlung hier geht es:

Der Entwurf war schnell gemacht, hier konnte ich den schönen Jugendstilrahmen aus dem vorherigen Projekt verwenden und mit einem netten Titelbild verfeinern... (Quelle: justitia entworfen von Tosun) Der Hintergrund wird noch als punzierte Fläche gearbeitet. Der Entwurf ist aktuell aber noch nicht fertig, steckte ich doch noch im vorherigen Projekt.

Ich machte es mir hier aber einfach und so wurde das Dampfpaddler Logo lediglich  durch mein Trainingsschwert, (geschmiedet nach eigenem Entwurf), ersetzt, das Gesamtdesign fand ich so stimmiger...

Die Flächen innerhalb des Rahmens wurden klassisch punziert,

dann antikisiert. So kommen dann auch die Details besser raus:

Was lange währt, wird endlich gut..., so ist es nun fertig,

natürlich mit den besonders wichtigen Lesezeichen...

Im Gegenlicht wirkt das Leder auch sehr schön plastisch, man kann das gar nicht richtig "einfangen".

Die "reparierte" Rückseite gefällt mir nun sogar selbst.


3. Eine Präsentationsmappe für den Dampfpaddler

Wie erwähnt geht es im Juli 2021 an meiner Mappe weiter.  Mittlerweile habe ich ja 6 Monate mehr Erfahrung, dass wird man dieser Mappe dann auch ansehen. Ich möchte nun natürlich das Wappen auch wie das Original colorieren.

Auch hier gab es dann zuerst wieder Seilrahmen.

Punzierungen der Rückseite hier nun in einem Bastgeflecht.

(Dieses Muster hat wieder ganz eigene Probleme, vor allem, da dieses Krifon und Dampfpaddler-Logo mittig die Fläche unterbrechen, da wäre das andere Geflecht besser geeignet gewesen),

Viele Rahmenkanten benötigen auch entsprechend viel Nacharbeit...

und die natürlich bewährte Strukturprägung auf der Vorderseite.

Mir macht dieser Punzierstempel viel Spaß, ein tolles Werkzeug.

und so sind dann endlich Vorder-

und Rückseite nach etlichen Stunden fertig.

Nur noch die Verteifungen für den Rücken andeuten und nach dem Trocknen können wir mit dem Färben anfangen, denn diese Mappe soll bunt werden...

Zunächst mische ich aus dem dunkelsten Schwarz 4 Schattierungen an, die ich für schwarze und silberne Partien benutzen möchte. Aufgetragen werden sie in drei Durchgängen, um die Prägelinien, die zwischen diesen Partien liegen dezent in hellem Grau zu färben... Ebenso werden Partien, die später dunkler in den Farben wirken sollen, vorgefärbt. Mappe komplett:

Hier nach dem Durchtrocknen des Leders. Das Wappen komplett, ...

Helmzier, ...

Schildwappen, ...

aber auch der Krifongreif.

Wobei ich immer noch nicht weiß, welche Farben  ich für die großen Flächen der Mappe wählen soll..., und ob überhaupt? Okay erst mal die Farben, die fest stehen...

Am nächsten Tag geht es mit bester Morgensonne weiter... Die großen, punzierten Flächen wären natur / antik, den Rahmen bildet Ochsenblutrot ...

Die Seilrahmen werden vierfach schwarz gefärbt, die Aussenkanten angefast und alle Lücken und Kanten vorab eingefärbt.

Natürlich ist auch der Greif leicht coloriert.

Dann wird das Frontmotiv mit seinen glatten Flächen mit einem Farbblocker versehen (hoffentlich funktioniert das wie gewünscht.

Alles was hier glänzt ist bereits versiegelt.

Bevor es weitergeht, muss das Antik-Finish nur noch in Ruhe trocknen...

Nun ist es fertig, das Wappen mit Sattel-Lack lackiert, der Rest mit satinglänzendem und weich anzufassendem Bag Kote versiegelt, innen mit schwerem, schwarzen Wildleder bezogen, die Kanten geglättet und geschwärzt, die Ringmechanik dieses Mal mit massiven Kupernieten statt mit Hohlnieten befestigt und die Buchecken angebracht. Es gefällt mir auch selbst richtig gut...

auch die Rückseite ist hübsch, die Kupfernieten werden ja noch nachdunkeln und dann nicht mehr so hervorstechen...

Macht schon etwa her, wenn das in der Wohnung so rumliegt...

Diese Mappe ist quasi so etwas wie mein "Gesellenstück. Kaum zu glauben, dass ich mir alles Nötige dafür erst in den letzten 8 Monaten selbst erarbeitet habe. Da bin ich schon stolz drauf


4. Eine Sammelmappe für Visitenkarten

Mit 19 Jahren hatte ich noch richtige Panik vor Zahnärzten, dann jedoch schleppte ein Rettungssanitäter den unbelehrbaren Zivi zu seiner Zahnärztin, die mir dann diese Angst nahm. Seitdem fuhr ich stets zu ihr, egal wo ich wohnte, bei Magdeburg, bei Hamburg, bei Köln...

Aber jetzt hört sie auf zu praktizieren und als kleines Dankeschön mache ich ihr auf Wunsch ein Visitenkartenbüchlein aus Leder.

Ihrer Leidenschaft zur Musik, sie spielt Gitarre und Klavier entsprang das Design, hier nach diversen anderen Entwürfen die finale Version:

So wurde es dann ins Leder gebannt.

getrocknet, liniert und "gefärbt".

Ich weiß nicht, aber an diesem Projekt knabbere ich arg herum... Die vorgesehenen Einschubtaschen aus Leder sind zwar flott genäht, werden aber am vorderen Rand schnell unschön ausleiern, hier muss eine andere Lösung her. Ich drucke ein Inlay... passt ja zu Zahnarzt.

Beim ersten Druck mit umlaufenden Kanten glaubte ich nicht, dass dies faltenfrei beledert werden kann...Ich schliff ein paar Aussparungen hinein, aber... Nein, neuer Druck, diesesmal plante ich auch ein anderes Gummiband, 15mm statt 25mm sollten ausreichen, auch die Aussparungen in der konmischen Form wurden direkt richtig gedruckt, aber... Die konische Kante war nicht zielführend, die Falten würden sogar größer. Neuer Entwurf, neuer Druck.

Ja, das kann gehen, hoffentlich versaue ich das Velours nicht, das ist mein letztes Stück in dieser Farbe...

Wird aber gut und relativ gleichmäßig...

OK, die Rückseite sieht gruselig aus, aber das darf sie ja auch...

die Vorderseite ist prima. Visitenkarten und Gummizug werden gemeinsam gepresst und ich könnte fertigstellen...

Aber zufrieden bin ich immer noch noch nicht.

Ok, mit drei Monaten Verspätung habe ich es trotzdem fertig gestellt. Das ist aber das erste Stück, mit dem ich vorne und hinten nicht zufrieden bin. Das ist kein echtes Dampfpaddlerstück... Obwohl ich nun dreimal neu angefangen habe, stört mich:

  1. die Einschübe sind zu eng, das Leder trägt stärker auf, als berechnet...
  2. die Kanten sind nicht schön geworden, viel zu rustikal (ungleichmäßig)
  3. die ganze Mappe ist ein Tick zu klein, sonst könnte man die Kanten nochmal nacharbeiten
  4. zum Neuanfang fehlt mir aktuell nicht nur Material, sondern auch die Lust...

Hier die Bilder von dem schrecklichen Teil... (tja, verkaufen könnte ich so etwas wirklich nicht...)

Aussen gesamt:

Vorderseite:

Rückseite:

Und innen:

Wenn meine anderen laufenden Projekte abgeschlossen sind, mache ich vielleicht zur Entschuldigung noch eines...

5. Eine Hausbesuch-Kladde für den Hausarzt

Seit letzem Jahr werde ich wohl zum Dauerpatient. Eine zentrale Rolle spielt dabei, wie es auch sein sollte, der Hausarzt. Wir haben Glück gehabt, die Praxis wurde nun übernommen und seitdem haben wir jetzt wohl den besten Hausarzt westlich der Weichsel.

Nach einem Gespräch mit Herrn Dr. Taras Sopilniak über seine hohe zusätzliche Belastung durch die eigene Praxis in Plaidt, kamen wir auch auf das Thema "Hausbesuche", für die er noch eine eine Kladde gebrauchen könnte, um dann dort die notwendigen Notizen einzutragene. Die verwendeten Besuchsberichte hatten Din A5 Format.  Ein erster Entwurf war dann schnell gemacht...

Er erwähnte dann bei meinem nächsten Termin, dass er doch gerne etwas im Jugendstildesign haben wollte, so, wie er es bei dem Handy-Etui meiner Herzdame gesehen hatte. Meinen Favoriten (Entwurf E)

stellte er aber hintenan und entschied sich dann für Entwurf C:

Kein Problem, aber erst musste das "Fell zerlegt", will heißen: der nächste Rinderhals zugeschnitten werden.

Ich schnitt direkt für mehrere geplante Projekte passende Stücke zurecht.

Dann konnte die Produktion beginnen, hier frisch geprägt. Mit wenig Licht ohne Blitz, erkennt man sehr schön, wie plastisch das Leder wirkt.

Nur wenige Farbakzente...

unterstreichen die klassische Art Nouveau - Anmutung.

Mal wieder ohne Blitz..., beim Trocknen, das endgültige Finish fehlt noch.

Auf schwarzem Wildleder kommt das Logo als Brennstempel ja nicht gut raus, es wird also auf einer separaten Plakette im Futter eingelassen..

Hmm, erst mal den Lack wieder abschleifen und die Ränder / Rücken neu mit Bag-Kote versiegeln... es gefiel mir einfach noch nicht.

Dann die Innenseite bezogen, sowie Logo und Stifthalter in das dicke Wildleder eingelassen und

die Ringbuchmechanik mit massiven Kupfernieten angebracht.

Die Buchecken montiert, sieht das jetzt ganz passabel aus und kann so auch übergeben werden...

Hier noch ein paar Blicke auf die Details:


Diese Nieten halten was sie versprechen - Immer!

Die um den Wanderstab des Asklepius (Sohn des Apollon) gewundene Äskulapnatter gilt auch heute noch als Zeichen des ärztlichen Standes.

Sie macht sich in dem Jugendstilrahmen sehr gut.

Ein schöner alter Buchrücken weist den Besitzer aus.

Eigenwerbung (innen) muss einfach sein, ist zudem ja recht hübsch...

Ja, es kam bei der Übergabe, (noch rechtzeitig vor dem Urlaub), wirklich gut an..., Herr Doktor war begeistert. Wie allen bisher Beschenkten erläuterte ich ihm noch meine "lebenslange Garantie" , (definiert als: "Solange ICH lebe!"), die ich später so auch gewerblich gewähren würde. Ist ja jetzt durchaus  seine Sache wie lange diese Garantie dann tatsächlich währt...

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