Das Schlauchboot-Treffen 2009
1. Einleitung
In 2008 endete meine Zeit als Lagerverwaltungsleiter bei Carrier Kältetechnik, Köln (ehemals Linde AG Kältetechnik), ein Ergebnis des Verkaus und der Reorganisation. Damals entschlossen wir uns mit der ganzen Familie nach Stade zu ziehen. Von der Abfindung erwarb ich u.A. auch einen "Joghurtbecher", die Pearl. Bis dahin war ich rege im Schlauchboot-forum als und mit der Dicken Lippe aktiv. So entstand beim Bekanntwerden meiner Absicht umzuziehen also die Idee, dass ich im hohen Norden einmal ein Forumstreffen organisieren und ausrichten könne. Auch mit dem Festrumpfboot verlor ich die Idee natürlich nicht aus dem Auge. Da ich zu dieser Zeit in einer Auffanggesellschaft "beschäftigt" war, hatte ich eine Menge Zeit und plante für das kommende Jahr 2009 dieses Event.
Um es kurz zu machen, es war ein Wahnsinnsaufwand für eine Person, wir brauchten Stellplätze für eine Menge Autos, Trailer, Zelte und Wohnmobile. Liegeplatze für etliche Boote, ein Programm hatte ich auch schon grob im Sinn: Es sollte einmalig und außergewöhnlich werden, eben ein echtes Erlebnis für alle, die das mitmachen wollten. Absprachen mussten mit Behörden, wie der HPA (Hamburg Port Authority), WASPO Hamburg, DGzRS, DLRG Stade) getroffen werden. Zuerst musste die Anzahl der Boote ermittelt werden, aber auch die Anzahl der teilnehmenden Personen und auch die Frage, wieviele Kinder werden dabei sein, interessierte mich, denn es sollten alle Teilnehmer auf ihre Kosten kommen. Es wurde ein Termin und Anmeldeschluss festgelegt, das Programm, nebst den zeitlichen Abläufen kalkuliert, dann konnte die "echte" Planung stattfinden.
1. Die Planung
Schon die Festlegung des Termin war so eine Sache. Kinderspiel bei fast 1 Jahr Vorlauf? Weit gefehlt. So sollten wenigstens drei bis 4 Tage möglich sein, es sollte sich ja auch die Anfahrt aus dem entlegensten Viertel der Republik lohnen, es wollten Schlauchifahrer aus Berlin, Hannover, Köln, Mainz, und auch aus Bayern zu uns nach Hamburg kommen, lockte doch eine Hafenrundfahrt auf eigenem Kiel!
Aus dem ursprünglich geplantem, "kleinem Treffen" wurde schon bei der Voranmeldung eine recht große Veranstaltung...
Es galt also 22 Boote, 40 Erwachsene und 11 Kinder möglichst gemeinsam unterzubringen, wir benötigten 15 Liegeplätze, und Stellflächen für ~20 Wohnmobile, Wohnwagen, Zelte, Autos und Trailer... Und das zu einem Zeitpunkt, wenn das Alte Land voll in "touristischer Blüte" steht.
Jetzt musste noch ein Wochenende mit einem vor- oder nachgelagerten Feiertag gefunden werden, an dem die Meisten auch teilnehmen konnten, (es finden ja auich noch andere, konkurrierende Bootstreffen, o.ä. Veranstaltungen wie Oldtimertreffen statt). Außerdem musste unbedingt die Tide zum Programm passen! Denn ich plante eine Nachtfahrt in den Hafen nach Stade und einen Abstecher während der Hafenrundfahrt Hamburg durch die Speicherstadt, letzteres sollte im Hellen und nicht nur zu Unzeiten möglich sein. Also im weltweiten & ganzjährigen Tidenkalender geguckt und mit den verfügbaren langen Wochenenden abgeglichen...
Ja, das war ein ideales Wochenende, wir konnten bequem mit auflaufendem Wasser nach Hamburg cruisen, dort kurz vor HW ins Nikolajfleet, den ältesten Hamburger Hafenteil und durch die Speicherstadt fahren und dann mit ablaufendem Wasser wieder zurückfahren. Das spart Benzin! Es ist für Binnenfahrer schon ungewohnt, wenn sie quasi bei Hin- und Rückfahrt "flussabwärts", also mit der Strömung fahren....
Der Termin stand jetzt also fest, nun musste noch der Rest abgeklopft werden:
Ein passender Ort, sprich der Campingplatz Nesshof, war dann doch noch gefunden. Direkt an der Lühe gelegen und von einer Familie seit vielen Jahren geführt.
Der Campingplatzbesitzer war nach etwas gutem Zureden tatsächlich bereit, für uns eine große und auch zusammenhängende Fläche ohne jegliche Vorleistung zu reservieren und versprach dann auch noch, für eine morgendliche Versorgung auf individuelle Bestellung mit frischen Backwaren zu sorgen.
Der Campingplatz liegt sehr malerisch im Guderhandviertel, und gut 4km Luftlinie von der Slipstelle und Liegeplatz in Grünendeich entfernt.
Ein wirklich annehmbarer Kompromiss, da alle Campingplätze nicht bereit waren uns bereits 9 Monate vorher eine Zusage zu machen...
Es war eine gute Wahl. Wir waren alle sehr zufrieden mit der reservierten Fläche, der Anfahrt, den sanitären Anlagen und auch den verlangten Gebühren.
Preiswerte Liegeplätze in ausreichender Anzahl, konnte ich an meiner Hausslippe, einer kostenfreie riesige Slipstelle mit Schwimmsteg, (in einem Tidengewässer wirklich wichtig!), in Grünendeich vereinbaren und "festzurren". Ein idealer Ausgangspunkt für alle geplanten Aktivitäten:
(Info: Bei manchen Teilnehmern mussten wir tatktisch vorgehen, so durften Inhaber des SBF Binnen zwar im Hafen (hier gelten beide Führerscheine, also Binnen & See), bis etwa Wedel ihr Boot selbst führen, aber unterhalb von Wedel ist der SBF See zwingend erforderlich! Natürlich reichte es, wenn sie bei den Fahrten außerhalb des Hafens einen SBF See - Inhaber mit an Bord nahmen, fahren dürfen sie dann als Steuermann natürlich selbst...)
Dann habe ich die Aktivitäten anhand des Tidenkalenders und der voraussichtlichen Dauer der jeweiligen Veranstaltungen auf die Tage Freitag bis Sonntag passend verteilt.
Nun konnte ich uns bei der HPA (Link s.o.) anmelden, fuhr beim Wasserpolizeikommissariat 2 vorbei und erklärte auch dort wer wir sind und was wir wann vorhatten, (dies sollte später noch einen nicht unwichtigen Nebennutzen für mich haben...), erklärte, dass wir die Berufsschifffahrt möglichst wenig stören wollten, dass wir uns im Hafenbereich selbstverständlich an die Regelungen und Geschwindigkeitsbeschränkungen halten würden und wir selbstverständlich alle Rettungswesten tragen würden. Als ich nach weiteren Auflagen für die rund 15-20 Boote fragte, zeigte man sich zwar sehr souverän und sagten, eine "Anmeldung" sei doch gar nicht nötig, aber sie waren doch recht erfreut, angesprochen zu werden. Wie oben schon erwähnt, stellte sich später heraus, dass sie unsere Truppe sehr wohl die ganze Zeit auf dem "Schirm" hatten, und die umliegenden Dienststellen sehr wohl über das Treffen und die Horde Schlauchis informiert wurden, letztlich hatten wir dadurch sogar "zusätzliche Freiheiten" zugestanden bekommen...
Dann meldete ich mich bei der DGzRS und fragte ob wir bei Ihnen ggf. einen Dummy für meine geplante MOB Übung leihen könnte. Leider hätten Sie so etwas nicht, aber ich solle mich mal vertrauensvoll an die DLRG Stade wenden, vielleicht könnte uns diese Organisation ja helfen.
Und das taten Sie!
Die ganze Geschichte dazu aber nachher, im Kapitel "7. MOB mit Profis".
Der Termin rückte näher, ich erstellte die nötigen Unterlagen und alle Teilnehmer bekamen vorab per Mail:
- Ein Programm
- Einen Satz mit vernünftigen Seekarten für die Hafenrundfahrt.
- Eine Beschreibung der Route für die Hafenrundfahrt
- Eine Anfahrtsbeschreibung nebst Ansprechpartner für den Campingplatz
- Eine Anfahrtsbeschreibung nebst Ansprechpartner für den Liegeplatz
Bei Ihrer Ankunft ergänzte ich dies mit einem Umschlag in dem, wasserfest verpackt, die Unterlagen für die Schnitzeljagd enthalten waren und eine Liste mit Telefonnummern von mir, der zuständigen DLRG-Stelle, der Waspo-Stelle, und von Frank der mir seine Unterstützung auf dem Wasser zugesagt hatte. Die Vorfreude im Forum war wirklich groß und der große Tag kam dann auch endlich.
2. Die Anreise
Langsam trudelten nach und nach die Teilnehmer ein und slippten ihre Boote:
(Diese "alten" Bilder liegen mir zwar nicht in hoher Auflösung vor, lassen sich aber dennoch durch anklicken wie gewohnt vergrößern.)
Und es war alles vertreten Wohnmobile mit Trailer, Auto mit Lastanhänger, Auto mit Trailer....
Besonders praktisch ist natürlich der gut erreichbare Schwimmsteg, an dem das Boot schön festmachen kann, ....
Langsam trudelten die Teilnehmer ein und manche verholten von der Slippe ...ihre Boote direkt an den Liegeplatz....
Dies war gerade mal 150 m weiter elbabwärts.
Dann fuhren sie weiter zum Campinplatz um dort die Zelte aufzuschlagen oder eben nur den Wohnwagen abzustellen.
erhielten eine kurze Revier-Einweisung und los ging es auch schon...
Wie man sieht ist an der Sliprampe soviel Platz, dass bis zu 6 Mann gleichzeitig slippen können.
Es war auch genügend Platz zum Vorbereiten, sprich Gurte und Persenning entfernen, Fender anbringen usw.
...um das Auto & Trailer auf den in ausreichender Anzahl vorhandenen Parkkplätzen abzustellen.
...ihre Boote auch direkt an den Liegeplatz.
Hier fanden alle Boote ein Plätzchen ebenfalls an einem Schwimmsteg, der aber bei NW teilweise trocken fiel...
Diejenigen aber, die auch an der Schnitzeljad teilnehmen wollten bekamen Ihre Unterlagen im wasserfesten Umschlag, ...
Es machte keinen Sinn einfach dahin zu fahren, wo man ein bekanntes Boot erspähte, denn es gab:
1) zwei unterschiedliche Strecken und zudem
2) unterschiedliche Reihenfolgen bei den Anfahrpunkten.
Wenn man sich aber nicht an die eigene Reihenfolge hielt, (man kann ja kilometerweit gucken), fand man falsche Hinweise in den namentlich ausgehangenen Hinweistaschen und es fehlte dann ein Punkt, was zu einem falschen Ergebnis führte. Aber alle waren so sportlich und versuchten die Aufgaben auch selbst zu lösen!
3. Die Schnitzeljagd
Hier das Beispiel einer Schnitzeljagd-Aufgabe, (mit Lösungen, die hier in grün eingetragen sind).
Abends wurde es dann lustig, denn viele hatten die Anzahl der Crew aus Feld D addiert oder die falsche Anzahl an Schafen. Für die Siegercrew hatte ich für jeden Spiel im Programm auch eine Urkunde (natürlich absolut Schlauchbootspezifisch) erstellt und gedruckt, hier also die erste Urkunde:
Im gemütlichen Kreis bei einem guten Abendessen klang der Tag der Anreise aus und man hatte auch schon einiges von der Anfahrt oder der Schnitzeljagd zu erzählen...
Zum Beispiel auch von der ungewöhnlichen Lage der Airbus-Fabrik, die mitunter für ungewohnte Anblicke sorgt, (Warnschilder für die Schiffahrt!)
4. Die Hafenrundfahrt (Das Highlight für alle!)
Hier war die Spannung morgens geradezu zu spüren. Mein alter Freund Dieter, ein pensionierter Hamburger Polizist und wirklich auf vielen Revieren erfahrener Bootfahrer, hatte angeboten, die Führung nach meiner Tourplanung zu übernehmen. Dieter: Nochmals Dankeschön dafür! Er bekam ein Megafon und konnte so an den ausgewiesenen Sammelpunkten Hintergrundinformationen und Anekdoten zum Besten geben, während ich im Hafengebiet mit dem schnellsten Boot des Treffens, die Nachhut übernahm, um sicherzustellen, dass wir kein Boot unterwegs verlieren.
Hier die Streckenführung, (Beschreibung und Karten), die man auch heute noch genauso nachfahren kann! Die Karten sind übrigens nicht genordet, aber auf allen Karten ist ein Nordpfeil angegeben, da die Karten im Querformat ja dem Elbverlauf folgen müssen. Unter jeder Karte ist "unsere" Legende angegeben.
So, nun einige Bilder von dieser gelungenen Rundfahrt. (Eines hatte ich in der Tat bei der Planung nicht bedacht.... Toiletten gab es unterwegs keine, erst im Nikolaifleet gab es eine Möglichkeit am Anleger im "Haus der Bretagne" eine Toilette aufzusuchen, jedoch entstand der Bedarf bei Frauen, Männer und auch Kindern schon erheblich früher...) Wir fanden eine Lösung, wie man den Bildern auch entnehmen kann. ;-)
Wie erwähnt sind die Bilder nicht in bester Qualität, daher wieder als kleine Vorschau mit der Möglichkeit, sie durch anklicken zu vergrößern. Ich selbst habe im Hafen leider wenig Zeit für Fotos gehabt, so dass es eher die ruhigeren Passagen sind. Keine Bilder also aus dem zentralen Hafen mit dem Barkassen- und "Bügeleisen-"Verkehr, (welche wirklich eklige Wellen für kleine Boote machen), z.B. an den Landungsbrücken St.Pauli.
Die besseren Hafenbilder findet ihr im Kapitel "Elbe (Hamburg)", aber ich wollte zumindest die Stimmung dieser gemeinsamen Hafenrundfahrt, als Impressionen hier einfügen und Mut machen, dies auch selbst mal auf eigenem Kiel zu "erfahren".
Da ich aber auch zu vielen Teilnehmern heute leider keinen Kontakt mehr habe, habe ich die Bilder nach bestem Gewissen datenschutzrechtlich bearbeiten müssen, (Gesichter & Kennzeichen).
4.1 Anfahrt bis Waltershofer Hafen
Für viele das erste Mal in enger Tuchfühlung mit wirklich großen Schiffen.
Schade nur, dass Dieter sich vehement weigerte, auf den Wulstbug des Schiffes zu klettern und dort in "Titanic-Haltung" für eine Foto-Session zu posieren.
4.2 Köhlbrandt, Sandfangschleuse
Hier fanden wir dann die Möglichkeit eine Pinkelpause einzulegen...
Selbst an der Sandfangschleuse wurden wir bevorzugt und schnell abgefertigt, es lohnt sich wirklich, solche Veranstaltungen mit den verantwortlichen Stellen durchzusprechen...
4.3 Speicherstadt, Nikolaifleet
Einige Teilnehmer nutzen die Möglichkeit hier am "Haus der Bretagne" anzulegen und dort eine richtige Toilette aufzusuchen...
Dann ging es weiter zum Cityhafen, unter anderem dem Liegeplatz der "Cap San Diego", der Station des Rundflug-Wasserflugzeugs, vis-a-vis dem Kuppelzelt vom Köing der Löwen", unterhalb der Baustelle der Elbphilharmonie, an den Landungsbrücken St.Pauli vorbei wieder Richtung Stade.
4.4 Rückfahrt
Es drohte uns ein Gewitter einzuholen, aber wir kamen alle wohlbehalten und trocken zurück zum Liegeplatz.
Man sah uns auch einige Regelverstöße einzelner Teilnehmer nach, obwohl von Cuxhafen bis in den Hafen alles lückenlos radarüberwacht ist, und solche Vergehen daher immer bemerkt werden.
Festmacher-Artwork:
Ich atmete auf, wir haben alle Boote wohlbehalten durch das Hafengebiet gebracht, wurden nicht kontrolliert, oder gar ermahnt und mit dem rauen Wasser kamen alle klar. Nur einem Wiking hat es hinter einem "Bügeleisen" das komplette Armaturenbrett zerlegt.
5. Die geplante Nachtfahrt nach Stade
Nach der Hafenrundfahrt gab es soviel zu erzählen und alle hatten so viele Eindrücke gesammelt, dass man sich lieber ein, (oder auch 2-3), verdiente After-Törn-Biere und einen gemütlichen Schnack gönnen wollte. Unisono wurde der Beschluss gefasst, auf die Nachtfahrt zu verzichten, erschwerend kam hinzu, dass nicht alle Boote über eine BSH-konforme Beleuchtung verfügten. Die Nachtfahrt fiel daher schlicht aus...
6. Das Ritterturnier
Das Ritterturnier sollte eine lockere Spaßveranstaltung werden, die, auch gerade für die jüngeren Teilnehmer, eine aktive Teilnahme ermöglichen sollte. Und es machte enorm viel Spaß. Stattfinden sollte es neben dem betonnten Bereich des Nebenfahrwassers an der Elbe, kurz oberhalb des Abschnittes, wo am Nachmittag auch das MOB-Manöver geplant war, am Ufer in Höhe des Westendes von Lühesand, keine 300m unterhalb unserer Liegeplätze:
Als wir zu unseren Booten kamen, begann gerade das Wasser der Flut aufzulaufen, 3 Boote lagen noch im Schlick und mussten warten. Aber nun stellten wir leider fest, dass fast von allen Gastliegern die Nationale, (ja die hätte man nüber Nacht ohnehin nach guter Seemannschaft einholen müssen), und diverse andere Wimpel, teilweise sogar Plotter in der Nacht entwendet worden waren. Die WasPo kam mit ihrem WSP 13, einem 15,95m langen Stahlbbot in kürzester Zeit von der Station Stade zu uns an den Steg.
Nett und freundlich nahmen die Beamten die Schäden auf und hielten auch noch einen kurzen Klönschnack mit den betroffenen Eignern.
Während die Diebstahlaufnahme (gerade auch des Plotters) durch die Beamten noch lief, fuhren die anderen Teilnehmer schon das kurze Stück zum Ritterturnier elbabwärts.
Die WSP 13 konnte nicht an das östliche Endes des Steges fahren, da dort die Wassertiefe für dieses Boot (Tiefgang 1.05m) noch nicht ausreichte, und so lagen sie ganz am westlichen Ende des Anlegers.
Und erneut zeigte sich der Vorteil, wenn man vor einer solchen Veranstaltung, die zuständigen Stellen informiert und so mit "ins Boot" nimmt. Wie erwähnt, wollten wir dieses Turnier außerhalb des Nebenfahrwassers durchführen. Die auflaufende Flut drückte jedoch mein Boot mit dem "Ziel", sprich dem angehangenen Tube, langsam ins Fahrwasser... Nur ist Tubeziehen im ausgewiesenen Fahrwasser gar nicht erlaubt, auch wenn es nur ein Nebenfahrwasser mit geringem Verkehrsaufkommen ist. Deutlich hörte man den Bootsführer der WSP13 mit der Zentrale kommunizieren: "Hier fährt eine Truppe Schlauchbootfahrer mit Tube neben Lühesand herum und machen dort Dummzich. Das heißt hier, die wären bekannt?" - "Jo, haben sich angemeldet, lass die man tun!" In den nächsten 30 Minuten bemühte er sich dann ernsthaft absichtlich erst gar nicht zu uns herüberzugucken und blickte bis zum Ablegen starr Elbaufwärts....
Das Turnier begann, die o.a. Boote gesellten sich kurz darauf zu uns und es entbrannte ein "Gefecht" mit sportlichem Eifer:
Man kann aber nicht mit allem rechnen, und so musste ich feststellen, dass die Bootsfahrer nicht wie beim gewöhnlichen Tjosten nach dem Wurf...
... einfach quer Anlauf nahmen, oder wenigstens parallel wie in einer Turnierbahn weiterfuhren, sondern unmittelbar vor der Pearl abdrehten, was zur Folge hatte, dass so gut wie jedes der Boote, bei jedem Anlauf ~10 Liter Wasser in die ruhig vor sich hin dümpelnde Pearl warfen. Nun durfte meine Lenzpumpe kontinuierlich mitlaufen und so erstmalig zeigen, dass sie nicht nur ein überflüssiges Ausrüstungsstück an Bord ist...
Abgekämpft fuhren wir gemeinsam zum Imbiss am Lühe-Anleger, der den meisten ja bereits von der Schnitzeljagd bekannt war. Dort gab es leckere und preiswerte Snacks, zubereitet von der Inhaberin, die etwa ein Jahr später dann meine Pearl erwarb...
Frisch gestärkt konnten wir nun das MOB-Manöver auf uns zukommen lassen. (Die Urkunde wurde dann wieder abends auf dem Campingplatz übergeben.)
7. MOB mit Profis
Meine Intention ging dahin, dass ein von mir ausgerichtetes Bootstreffen nicht nur aus Bootfahren, futtern, trinken und Spaß bestehen sollte, sondern auch eine lehrreiche Komponente haben sollte.
Da wir im Schlauchiforum auch jährlich eine Nikoloausfahrt, (mit Übergabe von Nikolaustüten an die Berufsschiffer), und eine Neujahrsfahrt unternahmen, wurde in Diskussionen oft klar, dass wir dabei auch immer an eine Problematik zu denken hatten: Was, wenn mal einer ins Wasser fällt? Bei Wassertemperaturen von 3-6°C kann man nicht wirklich lange schwimmen, bis man brettsteif ist.
An solchen Tagen waren wir ja stets Binnen unterwegs, daher bestand unser Problem gar nicht darin, wie bei richtigen Seetörns, die über Bord gegangene Person zu finde. Durch die Weste und geringen Seegang wäre sie schnell und gut zu sehen, aber: Wenn wir nach 1-2 Minuten längsseits sind, wäre die Person gar nicht mehr in der Lage, bei der Bergung aktiv zu helfen, oder gar über eine Badeplattform selbstständig wieder an Bord zu klettern. Man müsste sie also ins Boot ziehen. Bedingt durch die Aussentemperaturen waren wir ja schön warm angezogen, d.h. aber auch, dass sich diese Kleidung mit Wasser vollgesogen, als zusätzliches Gewicht bemerkbar machen würde. Einfach jemanden an den Armen, oder Beinen ins Boot zu ziehen, ohne dabei auch noch für Verletzungen zu sorgen, ist fast unmöglich... Wenn man dann auch noch ein entsprechend hohes Freibord hat, geht dies schon gar nicht.
Aber wie machen das denn die Profis? Ich war also der Meinung wir holen uns einmal Tipps zu der richtigen Technik und etwaigen, sinnvollen Hilfsmitteln bei den Profis ein, leihen uns einen Dummy und setzen eine eigen MOB-Übung da an, wo die SBF Prüfung aufhört. Ich rief also zunächst bei der DGzRS an, die absoluten Profis rund um das Thema Rettung, bzw. Bergung auf dem Wasser. Allerdings teilte man mir mit, dass sie nicht mit Dummys trainierten, aber vielleicht habe die örtliche DLRG-Gruppe eine solche Übungspuppe. Ok, der Kontakt zur DLRG Ortsgruppe Stade war schnell aufgebaut, aber auch diese Experten besaßen keine Übungspuppen, sie erklärten sich dafür direkt dazu bereit, mein Anliegen zu unterstützen und fanden die Idee, die Bergung in einer Gruppe von Sportbootführern zu trainieren, "einfach Klasse". Sie würden dies vollumfänglich mit all ihren Möglichkeiten unterstützen und machten mit mir denn auch zum gewünschten Datum einen Ortstermin aus. Geborgen werden sollten dann von uns zwei "freiwillige" Taucher der Wasserrettung.
Wir waren aber vollkommen überrascht, als sie dann anrückten, sie kamen mit drei großen Lkw nebst Trailern, Booten und einer kompletten Einsatzgruppe.
Sie slippten die Boote und in der Zwischenzeit ...
...erhielten wir eine theoretische Einweisung an Land. Nicht nur den Kindern blieb der Mund offen stehen. Immer wieder wurden mit den Kindern ja Diskussionen geführt, wenn es darum ging, Westen anzulegen und zu tragen.
Die DLRG-Profis machten keinen Hehl daraus, wie sie die Sache sahen, legten ihre Westen schon beim Verlassen der Lkws an und empfahlen dies auch den Teilnehmern. Schnell kann man schon beim Slippen oder auf dem Steg nach dem Slippen ausrutschen, mit dem Kopf irgendwo anschlagen und ins Wasser fallen. Siie erläuterten, dass so schon oft bewusstlose Personen direkt von der Strömung erfasst und abgetrieben worden seien und dann schon mitunter manchmal jede Hilfe zu spät kam.
Sie brachen eine Lanze für die unbedingte Anschaffung von ohnmachtssicheren Automatikwesten und deren pünkliche Wartung. Gerade Automatikwesten behindern kaum die Bewegungsfreiheit, sorgten bei warmer Witterung nicht für einen Hitzestau und steigerten so die Akzeptanz die Westen zu tragen ungemein. Außerdem erleichtern diese Weste meist durch Bergeösen und eine enorme Verstellbarkeit der Gurte die Einsatztiefe auch für Gäste auf dem Boot. Gerade die Kinder waren tief beeindruckt und so manche Automatikweste wurde sogar auf den Weihnachtswunschzettel übernommen. (Übrigens: Die Teilnehmer dieses "Lehrgangs" mussten nie wieder mit ihren Kindern über das Westentragen diskutieren!)
Es wurden zwei Übungspunkte im Nebenfahrwasser eingerichtet, Direkt neben der Fahrrinne wurde das MOB-Manöver selbst, etwas intensiver als bei der SBF-Prüfung geübt...
...und in einem Seitensiel wurde mit den beiden Tauchern dann die Bergung ins eigene Boot trainiert. Alles solange, bis keine Fragen mehr ungeklärt waren, bzw. bis die Manöver und die richtigen Handgriffe auch saßen. Nicht nur bei dem "gewöhnlichen" Bootsführer, nein, auch deren Frauen und die Kinder wurden in die Übungen einbezogen...
Wir waren uns alle einig, das war eine wirklich tolle und sinnvolle Aktion. Beim nächsten Bootstreffen nahm ich mir dann vor, eine Feuerlöschübung auf dem Wasser, wieder mit Profis, zu organisieren...
(Nicht unerwähnt bleiben, soll hier z.B. der Tipp, wie man auch eine bewusstlose Person schonend, gerade bei höherem Freibord, ins Boot bekommen kann: Man kann an Heck- und Mittelklampe mittels möglichst dicker Tampen, ggf. auch einem Bergesegel, in das man die Personen reinzieht, die Personen über die Bordwand rollend in das Boot ziehen.)
Wir bedankten uns bei der tollen Truppe ganz herzlich, luden sie zum Abendessen zu uns auf den CP ein und versprachen, stets deren Tipps zu befolgen und diese auch an unsere Freunde, die dieses Wochenende nicht dabei sein konnten, weiterzugeben...
(Leider ist durch die Überarbeitung der website der Ortsgruppe Stade mein Dank (Gästebucheintrag) nicht mehr zu finden, aber durch diesen Bericht gerät die Hilfsbereitschaft und das außergewöhnliche Engagement dieser Ehrenamtlichen dennoch nicht in Vergessenheit!)
8. Blindes Boot
Tja, die Übung mit der DLRG Stade hatte dann doch so lange gedauert, dass auch dieser Punkt ganz pragmatisch auf ein späteres Treffen verschoben wurde, denn wir hatten alle Hunger bis unter die Arme und waren reichlich erschöpft. Wenn Spaß zur Pflicht werden würde, wäre es ja auch nicht mehr im Sinne des Erfinders....
9. Ausklang und Fazit
Am folgenden Tag erkundeten einige unser schönes Revier nochmals auf eigene Faust, manche fuhren nochmals nach Hamburg (ich überließ das Steuer meinem Sohn), andere fuhren etwas Wasserski oder schliefen mal richtig aus, der vorhergehende Abend wurde für manchen ja doch noch recht lang...), slippten aus und fuhren gemütlich nach Hause.
Es hatte alles gut geklappt, bis auf den ärgerlichen Diebstahl und das zerstörte Armaturenbrett des Wikings hatten wir keine Probleme gehabt, das Wetter war zwar wechselhaft, aber bei allen wichtigen Programmpunkten hatten wir doch annehmbare bis gute Bedingungent. Alle Teilnehmer waren begeistert und mit der Orga hochzufrieden und wollten alles daran setzen kommen zu können, wenn ich wieder zu einem solchen Event einladen würde...