über Wasser, Wolken, Stahl und mehr. . .

Die "Donita"

 

1) Mein Schiff, wie es dazu kam und was alles vorausging.

Fangen wir mal damit an, dass ich bootlos wurde. Wir hatten insgesamt 4 Boote auf dem Hof stehen, Rana, Alberich, Ayita und Beates Amadahay, fuhren aber immer wenn das Wetter passte, mit dem großen, souveränen Kanu. Ich entschloß mich daher, mich von allen meinen Booten zu trennen. Motto war:

 Wenn wir älter sind und nicht mehr mit Spaß 10 Stunden knien können, oder die Schultern den Genuß verhindern, kaufen wir uns wieder ein Boot, das uns fährt!

Dabei war ich in Gedanken aber eher in der realistischen 7-8 m Klasse, eine Kabine in der man schlafen könnte, einen Kaffee kocht, oder eine Dose Ravioli warmmacht. Eben so´n Weekender, so was Bezahlbares, Altes.

Ja, träumen nach der Gewinnbenachrichtigung der Lottogesellschaft, (ohne zu sphinxen, wieviel gewonnen wurde), tat ich dagegen immer von großen Verdrängern, oder markigen Schleppern. 2022 ergab es sich, dass ich (Alibi-Funktion: pendeln zur Arbeit) mich für diese mysteriösen Dreirad-Roller anfing zu interessieren, ok, optisch eher einem Behindertenroller als einem Motorrad nahe, aber fahrtechnisch mttlerweile ganz schön aufgeweckt, in der EU mit Führerschein B zu fahren ohne Kunstgriff "196", den ich für eine 125er noch ablegen müsste. Der Zweizylinder von Kymco mit 550 ccm und 52 PS hatte es mir angetan. Ein neuer auf dem Markt, für den stolze 15.500€ aufgerufen wurden. Klar dafür kann man dann aber auch schon einen Führerschein A unbegrenzt machen und hätte noch eine Menge Geld für ein richtig ausgewachsenes Motorrad z.B. eine BMW R100RT o.ä. übrig, von denen ich in meiner Jugend träumte...

Aber als ich von diesen Plänen meinem marinetechnischen Vater, Mutti Harry, erzählte, wusch er mir ganz gehörig den Kopf... Nix da, du bist doch gar kein Mopedtyp, du träumst immer von Booten & Schiffen. Mann, guck mich an, ich habe genug Geld, vier Boote auf dem Hof, Zeit ohne Ende und es geht gar nichts. Keine Schultergelenke, kein Gefühl in den Fingern und COPD mit nächtlicher Beatmung, 200m zu Fuß...? Wenn du das jetzt kannst, TU ES! Das kann ganz schnell gehen und du wirst den Rest deines Lebens traurig sein, dass du dir deinen Traum nicht verwirklichst hast!

Er hatte natürlich Recht. Heute ist er also Schuld daran, dass ich mit Donita glücklich bin! Kann man wirklich nicht mit einem "Roller" vergleichen.

Aber dann ging es erst los. Die Suche! Über 5.000km gefahren und viel Schrott besichtigt, dabei setzte ich das Limit immer weiter nach oben. Dennoch, Schiffe, die außen schon gruselig waren, bei manchen roch man den Schimmel, wenn man die Bordtür öffnete. Stolze Schlepper bis 15,8m waren dabei, bei einem kam ich leider kaum die Niedergänge hoch und runter, einfach viel zu eng. (1935), einer stand an Land, wurde umgestellt und der Boden gab trotz bereits erfolgter Aufdoppelung nach, verkehrsunfähig, einen habe ich besichtigt und der Heckbereich mit Stopfbuchse und Schmierfettpresse war mit >200 Liter Bauschaum verfüllt, die Sperrholzplatten gerade mit verklebt...

Da blieb nur Flucht...

Sicher, es waren 1-2 nette Boote darunter, die aber nicht zum Kauf führten, eine Colvic Watson 29, toll ausgestattet und wurde vom Verkäufer abgesagt, mir doch wieder angeboten und erneut abgesagt. Meine erste Besichtigung in Koblenz war eigentlich auch das beste besichtigte Schiff, ein alter umgebauter Fischkutter mit DAF 575. Leider bekam ich hier einfach kalte Füße und träumte nachts, ich spränge in die Kajüte runter, brach durch den Boden wie Papillon auf seiner Flucht.

Ich wollte es (zumindest für diese Saison) schon aufgeben, da entdeckte ich bei meiner täglichen Suche in den Börsen, eine frisch eingestellt Schönheit, leicht außerhalb des Budgets, keine Bilder von innen, aber die Bilder von außen versprachen eine charaktervolle Schönheit, deren man sich nicht beim Einlaufen in fremde Häfen für einen Seelenverkäufer schämen müsste.

Die folgenden Bilder sind alle unter dem copyright der Voreigner!

copyright Huber
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Ich mußte sofort Kontakt aufnehmen, stellte einige Fragen und bat um Bilder des Innenraumes. Sie wurden gemacht und direkt auf mein Handy überspielt, ich frohlockte, sollte das so wirklich möglich sein? Und dennoch fuhr ich nicht ohne die üblichen Bedenken hin, ggf. erneut auf ein Boot zu stoßen, welches sich in natura anders darbot als auf den Bildern. Beate dagegen hatte von der letzten Fahrt noch die Nase voll, da ihr Rücken 8 Stunden Autofahrt mit Schmerzen honorierte. Und 8h Autofahrt um 1h zu besichtigen um dann wieder mal zu sagen "War nix!", fand sie nicht erstrebenswert. Allmählich glaubte auch sie, für mich gäbe es niemals das in allem passende Schiff. Natürlich hat sie sich geärgert, als ich ihr vorab Bilder und Filmchen aus Hoya sandte und sagte: Das ist es, habe zugesagt, das wird unseres!

copyright Huber
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Man war ja auch im Gespräch direkt auf einer harmonischen Linie. Nun hiess es schnell sein und natürlich, auch diese 800km mussten jetzt gefahren werden... Schon als ich auf Donita dann zuging, sah ich, die Bilder waren nicht geschönt, der Zustand hervorragend. Ein geliebtes und umhegtes Schiff wurde hier (wahrscheinlich) unter Schmerzen angeboten.

Die wunderschön geschnitzte, stets tanzende Galionsfigur.

Die genialen Heißaugen

Da rutscht kein Gurt ab, und das Schiff hängt stets genau autariert am Kran.

Der wunderschöne (95%) Fahrstand.

Die schönen Holzarbeiten.

Der schiere Platz

Eine vernünftige, funktionale Leiter auf die Badeplattform, Holzstufen mit Antirutschleiste.

Die Badeleiter als Teleskopmodell, prima: keine runden Sprossen.

Beim Entern des Schiffes gab es keine Diskussionen mehr, es fühlte sich an, als wenn man eine kleine gewerbliche Barkasse oder Fähre betrat: Absolut solide. Nach kurzem Gespräch auf dem wunderbaren cleanen Vorschiff, riesengroß und unverbaut, ging es über die breiten Gangborde mit einer stabilen, fast hüfthohen Reling auf die geräumige "Aquarasse". Ich war begeistert. Sicherheit pur, auch bei Wellenschlag, für meine "Bugfrau", die sich ja zum Schleusen auf dem Boot bewegen muss.

Der Innenraum, perfekt für uns. Ein Schlafsaal zum Tanzen, allein die Matratze misst 2,40 m x 1,60 m.

Bei der Probefahrt überzeugten die Maschinen. Für einen Verdränger ist sie einfach nur übermotorisiert, 2 Mercedes OM352. Das sind zusammen 11,4 Liter Hubraum die  auf 12 Zylinder verteilt 192 (Kaltblüter) PS produzieren und einen echt erwachsenen Klang haben.

Hier jetzt zu feilschen wäre schuftig gewesen, der Preis war mehr als fair. Ein solches Schiff hatte ich mit meinem Budget nicht erwartet. Als dann auch die Meerjungfrau auf dem Bug bleiben sollte, versprach ich, die Donita nicht umzutaufen, sondern ihr ihren bisherigen Namen weiter zu belassen.

Der Rest ging flott, das Geld auf Termin geordert, der Kaufvertrag vorab per Mail besiegelt, das Übernahmedatum fixiert. Die Voreignerin war im Wechselbad der Gefühle, einerseits zu Tode betrübt, andererseits hatte sie das gute Gefühl, das schöne Boot an den Richtigen weiterzugeben...

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Die Überführung habe ich auf drei Seiten verteilt, die Kapitelangaben setze ich unter den Bilderlinks. Es war für mich eine riesige Herausforderung, die ich tatsächlich (mit aktiver Hilfe des Boote-Forums) gemeistert habe, weder technische Probleme, noch Sturm haben Donita gebremst oder gar aufgehalten in rekordverdächtiger Zeit, (für einen Verdränger dieser Größe), ihr neues Heimatrevier zu erreichen.

 A) Die Vorbereitungen
B) Die Übergabe 17.06.2023
C) 1.Etappe Hoya - Minden 18.06.2023
D) 2.Etappe Minden - Fuestrup 19.06.2023
E) 3.Etappe Fuestrup - Castrop-Rauxel 20.06.2023


F) 4.Etappe Castrop-Rauxel - Krefeld 21.06.2023
G)5.Etappe Krefeld - Hitdorf 22.06.2023
H) 6.Etappe Hitdorf - Zündorf 23.06.2023


 

I) 7.Etappe Zündorf - Neuwied 24.06.2023
J) 8.Etappe Neuwied - Bad Ems 25.06.2023
K) Epilog

 

Oder zu einer Zusammenfassung als Video


Die erste Urlaubsfahrt ist hier filmisch umgesetzt