politus Clipeus
1. Vorschau
2. Geschichte und Entwurf
Zu einem Einhänder wie meinem "Tjösnur" gehört eigentlich ein Buckler, ein kleiner Faustschild, der nicht zum Schutz des Körpers dient, z.B. vor Pfeilen oder Haue und Hiebe abfangen sollte. Nein, der Buckler ist ein Faustschild der zum Schutze der Schwerthand dient.
Das Wenige, was wir geschichtlich gesichert wissen, wurde nur durch wenige Schriften überliefert. So z.B. von Hans Talhoffer (*1410-1420 +1467-1489, leider gibt es hier nur recht stark abweichende Angaben? ) einem deutschen Schirmmeister, Lohnkämpfer, Ausbilder für Duelle / Turniere, Berater bei Gerichtskämpfen, für Kampfkunst und Kriegskunst und eben Verfasser von Fechthandschriften, wie z.B. dem Fechtbuch aus dem Jahre 1467 "gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend".
Dieses Werk wurde 1887 nach dem Original von Gustav Hergsell herausgegegeben und steht in Gänze digitalisiert zur Verfügung...
(Auch wenn die Copyrights aus 1467 und ebenso aus 1887 mittlerweile ausgelaufen sind, möchte ich dieses Werk nicht einfach hochladen, sondern verlinke hier auf diejenigen Veröffentlicher, die sich auch die Arbeit der Digitalisierung gemacht haben: https://archive.org/details/talhoffersfechtb00talhuoft )
Nun bekam ich zu Weihnachten 2020 einen solchen, stählernen Buckler geschenkt. Aus 18 Gauge (1,22mm) 1065 Stahl, HRC 50, 38cm im Durchmesser und 1,7kg schwer. Ein hübsches Stück Handwerkskunst, schlicht, ohne große Verzierungen und mit einem ausgeformten, statt aufgenieteten Schildbuckel (Namensgeber!) gearbeitet.
Hübsch und Stabil!
So sind lediglich 4 Nieten auf der Schildfläche und es bietet sich geradezu an, den Schild mit Leder passend zu Tjösnur und ordalium mit Leder zu verkleiden.
Die Rückseite ist nicht ganz so schön verarbeitet., der Farbauftrag sehr unsauber,
der Holzgriff nicht ergonomisch, die Blechkanten recht scharf
Im zweiten Schritt werde ich hier eingreifen, den Griff ersetzen oder handgerecht formen, auf jeden Fall ebenfalls mit Leder verkleiden.
Doch zunächst sollte er auf der Sichtseite prunkvoll verkleidet, oder zumindest mit Lederapplikationen verziert werden . Ich machte gefühlt hunderte von Entwürfen, bis ich mit dem Design zufrieden war.
Nein, es sollte doch perfekt zum Einhänder passen,
also wird er doch komplett verkleidet...
Auch noch während der Fertigung änderte ich den Plan mehrfach, so wollte ich gerne, neben meiner Fechtschule auch Talhoffer ehren. Ob man eine seiner Tafeln so umarbeiten konnte, dass sie sich ins Leder prägen ließ. Ich entschied mich für die Tafel 231 aus dem Werk.
Auf jeden Fall sollte dabei die Anmutung und die Proportion erhalten bleiben, denn mir war klar, dass ich die Schattierungen so nicht ausarbeiten konnte. Skizziert, konstruiert... und frisch "zu Leder" gebracht.
Natürlich sollte auch der Schild einen eigenen Namen tragen dürfen, denn ein Schild ist ja ein "Schutzwaffe". Auch hier sollte wieder "Nomen est omen" gelten, kurz: Ein verfeinerter, eherner Rundschild = "politus clipeus".
Gut, gut, dann mal in medias res...
3. Die Fertigung
Zu allererst musste nun der Buckler mit dem starken Wildleder faltenfrei bezogen werden. Dabei sollte zumindest der Rand sichtbar bleiben.
Das Krifon Logo sollte nun mitten auf dem Schildbuckel seinen Platz finden und musste dafür natürlich entsprechend fast halbrund geformt werden. (Nass!)
So wurden dann alle Applikationen geprägt, ...
zum trocknen ausgelegt, ...
natürlich auch mal auf dem Schild grob arrangiert.
Aber sie mussten ja auch noch sauber geschnitten, versäubert und geschliffen werden.
Färben und versiegeln sind dann die letzten Arbeitschritte vor der endgültigen Montage
Nun ist es fertig, leider sind draußen extrem dunkle Wolken, es rumpelt und ich kann nur "schlechte" Bilder machen. Aber sobald mal die Sonne raus kommt, reiche ich ein paar schöne Detailaufnahmen nach...
Die Details machen Spaß.
Jetzt ist das mittelalterliche "Zweikampfset" komplett und das durchgängige Design ergibt ein absolutes Unikat. Jedenfalls wüsste ich nicht, wo man so etwas kaufen könnte oder man wenigstens mit einem solchen Wunsch vorsprechen könnte...
Oh ja, in der Sonne wirkt er viel besser...
auch frontal ...
hier geht es bald weiter..., denn wie schon geschrieben, die Rückseite braucht noch Zuwendung.