Der Dampfpaddler
über Wasser, Wolken, Stahl und mehr. . .

Fassgereiftes Whisky Liquid 

1. Die Story dahinter

So, die Reifezeit ist nun um und das 2020 angemischte Liquid kann nun endlich konsumiert werden. Seitdem hat sich vieles im Bereich "Dampfen" geändert. Aus nostalgischen Gründen verarbeite ich nun mal die damals gemachten Fotos zu einem neuen Thema hier im Mischkapitel. 

Da ich die süßen Aromen eher leid war und mir ja bereits ein tolles Whisky Liquid aus Laphroig gemacht hatte...,

wollte ich mir das dann in ausreichender Menge gönnen. Diesesmal aber als absolutes Premium Liquid, also erfolgte die Reifung in einem richtigen Eichefässchen. Natürlich ging ich bei der Vorbereitung und Auswahl meines "Aromas" für eine solche "Mischmenge" mit etwas mehr Sorgfalt vor.

Das torfige und rauchige Aroma wollte ich gerne wiederholen..., "Tinctura Laphroig" war so schnell weg, eben weil es so unkonventionell und wirklich lecker war. Aber schon dabei störte mich der ursprünglich geringe Alkoholanteil im Whisky, da über flambieren doch die gesamte Menge des Aromas nicht so stark einreduziert werden konnte, wie ich mir das gewünscht hätte. Außerdem wird Laphroig mit Zuckercouleur gefärbt, was ich so gar nicht mag.

2. Die Produktion Oktober 2020

So entschied ich mich diesesmal für einen ungefärbten Ardbeg 10, der sowohl beim Torfgehalt (>50ppm Phenole) als auch beim rauchigen Charakter nicht hintendran steht. Auch der Alkoholgehalt beträgt statt 40 Vol% immerhin 46 Vol% was eine stärkere Reduktion ermöglicht. Dieses Mal wird der Whisky auch vor dem Flambieren auf 65°C in einer flachen Edelstahlpfanne erwärmt, so dass ich mit einer Reduktion von 320ml auf 250 ml ausgehe, was rechnerisch zu einem verbleibenden Anteil von ~30,8 Vol% Alkohol führen sollte.

Aber zuerst wurden noch vor dieser Reduktion eine echte Vanilleschote und eine Tonkabohne hinzugefügt und deren Aromastoffe etwa 1 Woche im 46%igen Whisky extrahiert. Gemessen auf die anvisierten 2.500ml Liquid ja nur eine geringe Nuance an zusätzlichen Aromen, aber sie sollten ja auch in keinem Falle dominat werden, sondern die vorhandenen Aromen des Whisky lediglich verstärken, bzw. ergänzen und abrunden. Dann erfolgte, wie oben beschrieben, die Erwärmung (inkl. Vanille & Tonka) und Reduktion des Alkoholanteils, anschließend die erste Filtration, abschließend wird der verbleibene Sud auf -3°C heruntergekühlt und mittels Kaltfiltration auch noch die geringen Spuren von etwaigen Fuselölen und ätherischen Bestandteile der natürlichen Aromen über 100% medizinischer Aktivkohle ausgefällt und abfiltriert. (Hier kamen keine handelsüblichen Kompretten zum Einsatz, da diese stets Saccharose beinhalten. Verwendet wurde eine hochreine, feine gemahlene Aktivkohle für medizinische Anwendungen der Fa. Köhler.) 

Anschließend erfolgte die tatsächliche Mischung und Befüllung des bis dahin wässernden Eichefasses, welches unmittelbar vor der Befüllung natürlich auch noch mit Natron "weingrün" gemacht und gespült wird. 

Das Wässern dient dazu, damit das Holz sich dicht quellen kann. Wobei ich sagen muss, das gekaufte Fässchen war echte Küfer-Handwerkskunst! Bei den Dauben waren weder Spalten noch Fugen zu sehen oder zu fühlen und es war auch ab der Erstbefüllung komplett dicht. Ich hatte es extra ungetoastet und ohne Hahnloch bestellt. Statt der Toastung entschied ich mich für eine "Wässerung" mit einem sehr trockenen Weißburgunder. Auch die versprochene Kapazität von 3,0 l ist perfekt eingehalten worden. Abweichung bis Unterkante des Spundlochs war tatsächlich gerade mal ~2 ml. 

Das Branding ist obligatorisch, ...

das Lager-Etikett fürs Fass wurde in Leder ausgeführt (nach dem Mischen), 

und der Entwurf für mein Liquidflaschenlabel ist auch schon fertig... (Gelagert / Gereift wird  mind. 5 Jahre. Ja, das wird den Nikotingehalt wahrtscheinlich etwas senken, aber wohl doch eher marginal, lichtdicht ist das Fass ja auf jeden Fall.)

Interessant ist gerade heute auch die Kostenseite, die ich im Liquidrechner akkurat mit eingepflegt habe. Mich kosteten meine 2.500 ml Premiumliquid in der Produktion 2020 also gesamt 57,86 € (+ 20,00€ - Korrektur erforderlich wegen der höheren benötigten Whisky-Menge). Das war also damals eine sehr gute Investitionsentscheidung, denn überschlage ich heute die ab 01.01.2026 geltende Nikotinsteuer für Liquids i.H.v. 0,32€/ml zzgl. der darauf entfallenden Mwst. wären im Fässchen heute dann alleine 952,00€ Steuern. (Heute  wird wohl niemand mehr solche Mengen für sich anmischen. Die komplette Menge des investierten Materials evt. durch Fehler zu "verderben" ist ein hohes finanzielles Risiko, welches man h eher ungern eingeht.) Nimmt man zum Überschlagen einfach mal die Kosten für heutiges, als Premium- Liquid in der 10ml Verpackung verkauften, analogen Menge, wäre das Fässchen sogar insgesamt ~2.475,00€ wert. 

Also galt und gilt doch für mich:     Selbstmischen lohnt sich!

(Die tatsächliche Zusammensetzung ließ sich mit dem Liquidrechner nicht darstellen, das gab die Einstellung "Zutat" einfach nicht her. Die Zutat Ardbeg teilt sich daher ja nochmal in  ca. 31% Alkohol und 69% Wasser auf, wobei der Alkoholanteil unter Aromen ja auch nicht nicht ungewöhnlich ist und dieser beim Reifen auch noch weiter abnimmt.)

Hier erkennt man gut den ganzen Wahnsinn, der unternommen wurde, um Rauchern das Umsteigen zu erschweren, zu verteuern und wenigstens richtig Geld daran zu verdienen, auch wenn sie aufhören zu Rauchen und das ja im Grunde eine absolut vernünftige Entscheidung war, bzw. ist!

Bekam ich damals 1000ml Base für 69,95 inkl. Mwst. in der Stärke von 36mg/ml in einer Literflasche geliefert, (ja, es gab auch 48mg/ml und 72mg/ml...), so müsste man am 01.01.2026 bei max. 10ml je Verpackungseinheit und maximal 20mg/ml für die gleiche Nikotinmenge von 36g immerhin 180 Fläschchen (natürlich jeweils mit Beipackzettel und Kindersicherung)bestellen und die Lieferung würde dann zusätzlich (Nikotinsteuer zzgl. dem Mwst.-Anteil auf die Nikotinsteuer) ~685,44€ kosten. Wir haben das damals schon im ERF diskutiert, obwohl da weder bdie Höhe der Besteuerung feststand noch wußten wir, dass sich die Steuer auch auf die Rohstoffe beziehen würde, die gar kein Nikotin enthalten.... aber dennoch wurde das Bunkern für Viele durch die Diskussion eiuner "Nikotinsteuer" so richtig interessant. Ich könnte heute mit meiner Bunkerware dieses Fässchen durchaus 30 mal für mich bei der angezielten Nikotinstärke von 6mg/ml ansetzen. Das sollte also bis an mein Lebensende locker ausreichen..., sind dann ja immerhin 75 Liter Liquid, die mein Bunker noch hergeben würde.

Das Fass wurde 1 Woche gewässert, die 350ml Aromamischung durfte ebenfalls eine Woche ziehen. Das Fass musste vor der Erstbefüllung natürlich erst noch "weingrün" gemacht werden. Dafür wurde das Fass für weitere 24h bis zum Spundloch mit einer Wasser-Natronmischung befüllt (1g je 1000 ml). 

Wichtig ist hierbei auch, dass die Natronlösung nicht von außen ans Holz kommt, da sich das Holz dunkel verfärben würde und wer mag schon Flecken? Daher schön einpacken zum Befüllen.

Dann wurde die Aromamischung verarbeitet 

und erst mal auf die richtige Temperatur zum Flambieren gebracht.

Dann flambiert, siehe das folgende Video:


Ok, weiter geht es, nach der Reduktion sind nicht wie erwartet aus 320ml 250ml geworden, sondern gerade mal 100 ml. Dies lag daran, dass auch eine Menge Wasser verdampfte, bedingt durch den enorm heißen Pfannenrand. Der Stahl erhitzt sich durch das Flambieren enorm, wie man auch im Video sehen kann...

Da bleibt nur erneutes Flambieren von weiterem Whisky. Nach dem ersten Versuch sind wir immerhin schon bei 180ml...

Also nochmal... jetzt habe ich bereits 600ml von dem leckeren Saft zu Aroma verarbeitet, da bleibt nicht mehr viel zum Trinken, eigentlich Schade drum... Aber jetzt passte es. Dadurch erhöhten sich die Kosten aber um weitere 20€ , wegen dem höheren Whiskybedarf.

Ab in den Tiefkühler und dann Kaltfiltrieren mit Aktivkohle, Temperatur passt, wird beim Filtrieren ja wieder wärmer, das läuft nicht so schnell durch...

Aber durch das dreifache Filtrieren ...

haben wir wieder 50ml verloren, die Filtermedien nehmen ja auch Flüssigkeit auf... Ich ersetzte den Verlust mit zusätzlichem PG, daher habe ich auch oben die geplante Mischungsrechnung korrigiert. Aber dann wurde endlich gemischt.

Das waren noch Zeiten..., heute kann man sich das gar nicht mehr vorstellen. Vernünftige Packungsgrößen, dadurch keine kaum Plastik-Müll und bis auf die obligatorische Mehrwertsteuer vollkommen steuerfrei.

Die Nikotinbase kommt natürlich nicht in meine zum Kochen benutzten Behälter, die Skalierungen sind ohnehin nicht so exakt.

Zuerst kam das PG hinein, dann die Nikotinbase anschließend Aroma und zuletzt das VG. Es versteht sich von selbst, dass alle Flüssigkeiten zur besseren Mischbarkeit rund 45 Minuten im Backofen auf eine Temperatur von 50°C gebracht wurden, so ist auch die Viskosität vom VG gut zu händeln. Die ca. 500ml große Luftblase habe ich mit CO2 geflutet, um eine übermäßige Oxidation des Nikotins zu vermeiden. Das ist auch mit Hausmitteln gut zu erreichen, man braucht dazu kaltes Sprudelwasser und einen Trichter nebst etwas Zeit. Kräftiges Schütteln der Flasche setzt kaltes CO2 frei und da es ja schwerer als Luft ist, fließt es über den Trichter ins Fässchen und verdrängt so die vorhandene Umgebungsluft im zuverlässig.) 

Dann war die Schnorchelsauce fertig, wurde fest verstopft und durfte in Ruhe im Fässchen an einem kühlen Ort reifen...Eine sehr dekorative Aufbewahrung ist das ja auch...

Bei der Entnahme zur regelmäßigen Prüfung mit einer Pipette möchte ich nicht, dass das Barrique-Fässchen durch Liquidtropfen, die sich kaum vermeiden lassen, Flecken bekommt. Auch später wird durch das obere Spuntloch ja das Liquid in meinen Handvorrat abgefüllt. Daher habe ich einen Tropfschutz aus Leder angefertigt, der mit Sattellack gegen Flüssigkeiten versiegelt wurde.

Wie ihr wißt, werden meine privaten Vorratsfläschchen auch immer penibel beschriftet. Da es sich ja jetzt hier um ein Premiumliquid handelt, und die Zusammensetzung fix ist, erfolgt das nicht schnöde mit Gefrieretiketten und Farbdrucken, sondern mit auf hochfeinem Fotopapier (matt) entwickelten Labeln. Ich habe direkt 2 gemacht, falls doch mal das Liquid das Label "versaut"...

Nicht zu glauben, das kleine Fäßchen... heute fast 2.500€ wert... ;-) Und alles ist für mich und meine Wolkenwerfer, das gibt ein beruhigendes Gefühl. Den Zigarettenanteil werde ich nun mit Sicherheit wieder senken.

3. Fazit 2025

Geschmacklich wirklich toll, nicht süß, sehr sanft, nicht aufdringlich, viele feinsinnige Aromen, ein echtes Allday-Liquid, aber auch zum abendlichen Genießen. Allerdings für die richtigen Wolkenwerfer doch viel zu viel Nikotin. Viel verloren hat das Liquid also nicht. Da der Geschmack aber im Laufe der Reifung sehr intensiv geworden ist, wird es dann eben weiter mit VG "verdünnt", das gibt dann ja auch noch dichteren Nebel...

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