2014 Bodensee IV
Fünfter Tag - Rund Reichenau (Untersee)
Mein Sohn, den ich am Samstag im Kölner Raum abholen sollte, meldete sich am Donnerstag, er sei erst am Sonntag abfahrbereit. Blitzschnell ergriffen wir die Gelegenheit und hängten noch einen Tag dran. Rückfahrt also erst am Samstag, jetzt musste nur noch der Platz verlängert werden. Ein Blick in die Reservierungsliste und der CP-Betreiber gab uns grünes Licht. Klasse! Es sollte der wettertechnisch schönste Tag der Woche werden. An diesem Tag wollten wir dann rund um Reichenau fahren.
Tatsächlich weckte uns an diesem Morgen schon die Sonne. Schnell war Amadahy verladen und wir suchten die von Sebastian beschriebene Einstiegstelle am Fahrbahndamm nach Reichenau. Meiner Meinung glaubte ich diese gefunden zu haben, jedoch hinterließ der mit großen Steinen abgegrenzte Zugang zum Wasser und viele Naturschutzschilder einen zwiespältigen Eindruck. Also fragte ich lieber telefonisch bei Sebastian nach, erreichte jedoch nur seine Frau, die mir aber bestätigen konnte, dass wir an diesem Platz goldrichtig waren.
An dieser Stelle:
Sebastian, nochmals vielen Lieben Dank für die nette Revier-Betreuung während unseres Urlaubs!
Die Amadahy mit ihren ~ 47kg über die hohen und scharfkantigen Steine zu hieven war schon für Beate grenzwertig, und jetzt ging es noch abwärts... Mir grauste vor dem Auswassern. Aber jetzt wollten wir ja auch erst mal rein.
Sicherheit ist lästig, aber gerade auf unbekannten Revieren, (seien sie auch noch so ruhig) eben unerläßlich...
Dann starteten wir die Tour, zunächst unter der Straße hindurch, da Sebastian uns geraten hatte Reichenau im Uhrzeigersinn zu umfahren, da es nachmittags auffrischen könnte und es durch Düseneffekte dann auf dem Untersee ungemütlich werden könnte, bei solchen Verhältnissen sei der Gnadensee zur Rückfahrt besser geeignet. Solche Insider-Tipps beachtet man natürlich.
Nun kam uns ein kleiner motorisierter Nachen entgegen, dessen Skipper uns mit einem stilechten "Hugh" begrüßte. Das waren wir gewohnt, Beate wurde ja auch schon als "Pocahonta" angesprochen. Aber rund 5 Minuten später hörte ich von achtern seinen kleinen Motor wieder aufkommen. Ich drehte mich rum und sah den Nachen direkt in unserem Kielwasser langsam näherkommen. Er rief, wir seien zu schnell, bei diesem netten Kompliment hielten wir natürlich sofort. Er überreichte uns eine große Schwanfeder und meinte, diese würde ja prima zum Boot passen. Wir befestigten die Feder und kamen an der Anlegestelle Reichenau an.
Auch hier im Untersee war das Wasser so, wie wir es die ganzen letzten Tage schon bewundert hatten: Kristallklar! Bisher war ich wegen den Restriktionen und Beschränkungen für die Mobofraktion geteilter Ansicht gewesen, aber ich muss nach diesem Urlaub sagen, es hat sich gelohnt, der Erfolg gibt jedoch Recht! So macht das Paddeln Spaß!
Zur Essenszeit kamen wir am CP Sandseele an. (Dieser CP war zunächst meine erste Wahl, da aber dort keine Stellplätze mehr frei waren sind wir ja in Klausenhorn gelandet und hatten damit eine gute "Wahl" getroffen. Denn dieser CP wimmelte touristisch aufgeregt vor sich hin und hatte auch lange nicht so einen schönen Baumbestand wie Klausenhorn. Für junge Leute ist Strandseele bestimmt der angesagtere Platz.)
Wir legten brav neben der betonnten Badezone an, nahmen nur unsere Lieblingspaddel aus dem Boot und setzten uns direkt am Wasser, keine 5m weiter an einen schönen Tisch. Wie wir im Laufe des Essens noch sehen sollte, war selbst den Skippern von Schlauchis mit führerscheinpflichtiger Motorisierung die Bedeutung der Tonnen nicht wirklich klar...
Bestellen musste man an der Theke, dann wurde einem das Essen aber an den Tisch gebracht. Das Essen erfüllte zwar keine hohen Ansprüche, aber war dennoch lecker, der Salat dagegen, ist aber einen echten Tipp wert: Lecker, frisch, schön zusammengestellt und auch das Dressing war toll. Der Blick in Richtung auf die Schweizer Seite ist unbezahlbar. Über die Qualität der Fischgerichte kann ich nichts sagen, lebe ich doch mit diesen Tieren in friedlicher Coexistenz und sehe sie am liebsten neben meinem Boot.
Gesättigt und zufrieden ging es weiter, einen Blick zurück und Kurs Richtung Gnadensee...
Der Blick Richtung Schweiz war durch den spiegelnden See und dem leuchtenden, wolkenlosen Himmel tiefblau... Wen wunderts, wenn wir nicht alleine auf dem Wasser waren.
Noch um die nordöstliche Spitze herum, dann geht es weiter. Am "Kap" schön die Betonnung beachtend, fuhren wir in den Gnadensee ein und genossen die Uferlandschaft, die Anwesen und erneut den Blick zurück zu den ehemaligen Vulkanen...
Aber jetzt bitte weiter voraus, am Strandbad vorbei, wunderschönen Bäumen und wie immer, ein Wasser zum Niederknien... Genuß pur!
Es ließ sich aber nicht ändern, die Umfahrung ging schneller zu Ende, als wir wollten, die Ausfahrt hatten wir schon von Ferne mit dem Marineglas ausgemacht...
Der komplett linke Teil ist Naturschutzgebiet und die Vögel wussten das genau, kein Einziger verletzte die "Demarkationslinie".
Nun war die Fahrt zu Ende. Ein wunderschöner Tag in einem traumhaften Revier bei idealem Paddelwetter, was will man mehr?
Wir räumten das Boot aus und gerade als wir den glitschigen Aufstieg über den Trampelpfad und die Grenzsteine beginnen wollten, (ich machte mir wirklich Gedanken, ob ich Beate damit nicht überforderte), erschien ein Kanute nebst Tochter, die ihre Boote bereits auf ihrem Auto verzurrt hatten und fragten, ob sie helfen könnten. Klasse! Der Vater half mir Amadahy auf die Wiese zu schaffen, das ging ganz einfach und flott, und wir bedankten uns mit ein paar Cookies, die gerne angenommen wurden. Schön, dass es diese Hilfsbereitschaft unter Wassersportlern noch gibt!
Wir fuhren zurück zum CP und entschieden, Amadahy direkt auf dem Auto zu lassen, am folgenden Morgen wollten wir ja früh auschecken.
Fünfter Tag - der Abschied
Jetzt bereiteten wir uns auf die Rückreise vor, bauten das Vorzelt ab, ich kochte noch einmal lecker und dann wollten wir uns beim Sonnenuntergang mit einer Flasche Rotwein vom See verabschieden.
Vorbei an den Ferienunterkünften im Diogenes-Stil, die hier in Konstanz eine eigene Geschichte haben...
..., denn von 1414 bis 1418 fand in Konstanz mit dem Konzil der größte Kongress des Mittelalters statt. Ein Ereignis, das wahre Menschenströme in die Stadt lockte. Schlafplätze waren daher rar gesät. Ulrich Richental berichtet in seiner Chronik, dass sogar Weinfässer als Nachtquartiere genutzt wurden.
Aber jetzt runter ans Wasser. Beate wollte noch schnell eine Runde schwimmen, ich verkniff mir das, wie die Tage zuvor. Am ersten schmerzfreien Tag wollte ich noch kein Risiko eingehen.
Während sie schwamm, genoss ich die Abendstimmung und spielte mit der Kamera...
Der Himmel wurde wieder von Minute zu Minute schöner, bunter und man fühlte sich wie in einem Märchenreich... Brav bedankten wir uns beim See für unseren wunderbaren Urlaub und legten uns dann zur Ruhe.
So sieht übrigens die Aufnahme eines schönen Mondes nach einer Flasche Rotwein aus:
Am folgenden Tag sollte es nun Hause gehen. Schnell war das Gespann abfahrbereit und wir verließen den Campingplatz. Die Störche wollten uns zwar noch an der Abreise hindern und stolzierten mitten über die Zugangsstraße zum CP, hatten aber ein Einsehen und "räumten sich aufs Feld"...
Schnell waren wir auf der Autobahn und erreichten, schnell, ohne Stau und sicher die Heimat.
So, da war der Urlaub schon wieder vorbei. Nach Jahren war das für uns der erste richtige Urlaub gewesen und er war wirklich vom Allerfeinsten. Von den Eindrücken werden wir noch lange zehren können. Ein Urlaub am Bodensee ist gerade für Paddler, die Seen lieben, ein Traum. Vielfältig, mit reichhaltigem Angebot, (auch für schlechte Witterung), und im näheren Umkreis gibt es sehr viele Tourenmöglichkeiten. So schlug mir Sebastian auch eine Tour unterhalb des Rheinfalls vor, der auch eine Möglichkeit bietet, mit der Bimmelbahn zurück zur Einstiegsstelle zu gelangen. Wir freuen uns schon jetzt, auch die anderen Ufer des Bodensees einmal zu erkunden. Hier nun noch einmal fast alle Fotos als Diashow mit tollem Soundtrack: |