Der Weg zum richtigen Paddel
1. Bärentöter & Co
Als ich Beate die Amadahy schenkte, waren zwar auch Paddel dabei, aber na ja... Wenigstens waren es keine Alu / Kunststoffpaddel oder gar Doppelpaddel. Ja, mit Doppelpaddel kann man ordentlich Druck machen und Anfängern fällt damit auch das Manövrieren meist viel leichter. Was ich aber überhaupt nicht mag, sind die permanent nassen Finger.
Daher wollten wir auch gerne ein paar hübsche Paddel, aber erst mal musste mal das herhalten was da war, und mit dabei waren ein paar schwere simple Holzpaddel aus Kiefernholz, rund 140cm lang, recht kantiger Palmgriff, leicht gerissen und ca. 1.000g schwer. (Ein Paddel für mich zum Steuern, 160cm lang, hatte ich noch von früher, das wollte ich aber gerne mit diesem sehr schönen Paddel ersetzen.)
Für meine Herzdame passten die 140cm ganz gut, das Blatt ist zwar dick und steif, aber erst mal sollte es herhalten können. Denn gute Paddel sind ja gar nicht so einfach in Deutschland zu bekommen, schnell verfügbar sind Wunschpaddel schon erst recht nicht und Importe dauern wegen der Sperrigkeit übermäßig lange, oder sind extrem teuer.
Optisch wurden Paddel und Kanu die nächsten Tage aufgemöbelt, zunächst das Wichtigste: Der Griff der Billigpaddel ging gar nicht. Also habe ich das Beste der beiden ausgesucht und ein leichtes Feintuning vorgenommen. Das Paddel fühlte sich hart und kantig an, die Lackierung ergab kein schöne Haptik. Vor allem wenn man wirklich Strecke machen will. Da mag ich mag geölte und unsymmetrische Griffstücke viel lieber das ergibt nämlich ein gutes Greifgefühl und gibt wenig Blasen.
Also ran ans Werk, hier der Vergleich des Ergebnisses mit dem baugleichen aber unbearbeiteten Paddel:
und hier im fertigen und geölten Zustand.
keine harten Kanten mehr
Das fasst sich viel angenehmer an und sollte auch in eine Frauenhand passen.
Aber wenigstens stilecht sollte es sein, also wurden die Paddel nach dem indianischen Medizinrad personalisiert und sind nun erst mal fertig. Braunbär und Biber...
Am Freitag war es soweit, nach einigen Recherchen und Überlegungen wollte ich eigentlich sofort ein paar andere Paddel für uns. Das "Biber"-Paddel von Beate war eines derer, die beim Kanu dabei waren und diese Paddel vermittelten den Eindruck, wahrhaft für kanadische Trapper gemacht worden zu sein, die damit gelegentlich auch Braunbären abwehren müssen. Seit diesem Samstag heißt dieses Paddel daher bei Beate nur noch "Bärentöter"...
- das Blatt hat die Form eines Beavertail, ist allerdings vieeel kürzer, nicht Fleisch nicht Fisch...
- das Paddel wurde wohl in einer Werkstatt angefertigt, die weder über Schleifmaschinen, Hobel oder Ziehmesser verfügte
- die Ausführung geht Richtung Neandertal-knüppel: solide, grob, stabil
- Ein Flex lässt sich nicht mal beim Missbrauch zum Stabhochsprung feststellen
- Das Gewicht beträgt gewogene 1.050 g bei lediglich 139 cm
- 6 cm unterhalb der Schaftwurzel weist das Blatt eine "Kante" fast rechtwinklig von ~20 mm auf
Mein Paddel ist mein altes Notpaddel aus der Pearl, ein wenig Flex, mit 160cm Länge und relativ kurzem Blatt. Damit ist es für das Kanu viel zu lang, kein Wunder, im Kanu kniet / sitzt ja man ja viel tiefer als auf dem Freibord der Fletcher....
Das Gewicht liegt bei 950g und die wenigstens halbwegs gerundete Blattkante hat eine Breite von immer noch 9 mm
2. Die Allround-Arbeitspaddel
Als neue "Übergangspaddel", denn wir wollten noch ein paar Bentshaftpaddel von Sanborn canoes, USA importieren, haben wir uns für das "Voyageur" und "Das Paddel" von Grey-Owl, Canada entschieden, die man auch problemlos hier im Fachhandel erhält. Das sind recht hübsche und gut verarbeitete Holzpaddel, die ein faires Preis-Leistungsverhältnis bieten und dennoch im unteren Mittelfeld der Preise rangieren. Zum Kauf sind wir Freitag abends nach Köln gedüst, man will sie ja vorher anfassen können. ("Cool" war die Tatsache, dass wir anlässlich dieses Kaufes, diese Paddel im Fachgeschäft, also unter Dach in einem Kanu sogar vor dem Kauf probegepaddelt haben. )
Das "Voyageur" hat ein etwas kleineres Blatt als "Das Paddel" und einen symmetrischen Palmgriff, "Das Paddel" hat einen unsymmetrischen Palmgriff und damit eine vorgegebene aktive Seite.
Ein wichtiger Punkt sind aber die Blattkanten, sie sind scharf ausgeformt und 5 mm stark. Damit ist jetzt auch ein "slicen" möglich. Hier die Blattkanten zum direkten Vergleich:
Beim "Voyageur" ist nur die Blattunterkante mit einem Kunststoffrand verstärkt, beim "Das Paddel" wurde dieser Schutz an der unteren Kante rund- und ins Blatt weiter geführt.
Entscheidend sind aber die Gewichte...
Beates "Voyageur" wiegt bei 137cm lediglich 610g und ist damit 440g leichter als ihr altes Paddel. Mein "Das Paddel" ist bei 147 cm Länge nur 695 g schwer und erspart mir bei jedem Schlag so immerhin 255 g.
Auf dem Wasser hatten wir daher beim "Einpaddeln" beide viel Spaß..., kein Vergleich mit dem Bärentöter & Co.
3. Die persönliche Paddel-Theorie
Man hätte denken können jetzt wäre das arme Menschlein zufrieden. - Weit gefehlt! Nun hatte ich Blut geleckt. Diese Paddel waren auch lackiert und ich wollte sooo gerne einen geschliffenen Schaft und Griff haben...
Nach dem Schnellschuß ging es jetzt um unsere zukünftigen "Ausgehpaddel", etwas wirklich Feines sollte her. Die Preisspanne geht da bis zu 350€, viel Geld für ein Stück Holz... Also erzählte ich Beate erst mal nichts von meiner Suche...
Aber ein großes Problem des deutschen Angebotes, ist für einen Paddelanfänger kaum nachzu-vollziehen, nämlich das richtige und passende persönliche Paddelmaß. Man kann feststellen, es dreht such im Kreis:
- es werden meist zu lange Paddel verkauft
- es werden 100 Rezepte angeboten, die einen zur richtigen Schaftlänge bringen sollten
- es werden regelmäßig nur Gesamtlängen angegeben
Daher ein kurzer Ausflug zur Theorie der Paddellänge. Als Anfänger weiß man ja gar nicht, welche Paddellänge denn nun die richtige ist. Und so liest man die Empfehlungen auf den Seiten der Internethändler. Eine unmögliche Empfehlung liest sich so:
Zitat:
„Das Paddel, sollte aufrecht stehend zwischen Achselhöhle und Kinn enden.“
Nicht genug, dass hier noch nicht mal zwischen unterschiedlichen Bauarten unterschieden wird, vergisst man auch, dass die Blattlänge höchst unterschiedlich sein kann und so nach dieser Methode völlig ungeeignete Maße ermittelt werden können. Die Paddel können zu kurz geraten oder auch zu lang. Wobei zu kurz niemals so schlimm ist, wie zu lang. Dennoch werden Anfängern meist viel zu lange Paddel verkauft...
Dann gibt es viele "Rezepte", die wenigstens schon den persönlichen Körperbau und die Schaftlänge berücksichtigen, aber eben noch nicht die Bauart des Paddels:
Ein anderes Zitat:
„Setzen sie sich aufrecht auf eine glatte Unterlage wie eine Bank, stellen sie das Paddel mit dem Griff zwischen die Beine auf die Bank und nun sollte der Übergang (Blattwurzel) an der Nasenspitze sein.“
Hierzu gibt es auch einige Variationen, die einen propagieren, die Blattwurzel solle an der Nasenspitze sein, die anderen schwören auf "in Augenhöhe" und wieder andere auf "an der Stirnmitte".
Die dritte Rezeptur zum richtigen Paddel, wieder ein Zitat:
„Eine Hand am Griff, eine am Übergang zwischen Paddel und wenn man das Paddel nun über den Kopf legt, sollte eine Art Kiste entstehen, bei der die Ellenbogen einen rechten Winkel bilden.“
Diese Anleitung ist schon recht brauchbar, zumindest für traditionelle bzw. gerade Paddel mit moderaten Blattformen / -flächen..
Und dann gibt es noch die Mathematiker-Lösung, die aus sitzend bzw. kniend ermittelter Länge zwischen Bank und Augenhöhe (oben beschrieben), sowie der Sitzhöhe im Kanu über der Wasserlinie ausgerechnet wird. Diese kann man natürlich nicht zuhause errechnen, sondern braucht ideal Wasser und Kanu dazu....
Mit den ersten Paddeln kommt dann die Erfahrung, und die folgenden Paddel werden in aller Regel immer etwas kürzer gekauft. Sicher hat man am Heck gerne ein paar extra Zentimeter, aber für die Solofahrt (gekantet oder nicht) möchte man ja auch das passende Paddel fahren.
Gute Erfahrungen habe ich mit der Methode der "Sanborn-Jungs gemacht". Das Bank-Augenhöhe-Maß (Nasenwurzelmaß) als Grundlage nehmend, werden dabei noch, um die Paddelgesamtlänge zu ermitteln, folgende Faktoren addiert:
- bentshaft-paddles bis 12°: ...Nasenwurzelmaß + Blattlänge + 0 cm
- bentshaft-paddles bis 5°: .....Nasenwurzelmaß + Blattlänge + etwa 5 - 10 cm
- straight-Paddles: ...................Nasenwurzelmaß + Blattlänge + etwa 10 - 15 cm
Der Rest ergibt sich, wie schon erwähnt, dann aus persönlichen Vorlieben und Erfahrungswerten.
Na ja, in der Recherche bin ich gut, also wurde der Markt und die Liefermöglichkeiten professionell abgegrast. Genug der Theorie versuchte ich nun (heimlich) die „idealen“ Paddel zu finden, sie sollten natürlich wirklich wunderhübsch werden. Unsere neuen "Arbeits-allround-Paddel" gefielen uns ja auch schon gut, also keine leichte Aufgabe für mich, das alles unter einen Hut zu bringen.
Lange Zeit war ich am schwanken, ob es nun ein paar Bentshaft-Paddel von sanborn-canoe, deppen-Paddles oder Whisky-Jack Paddles werden sollten. Ein Freund aus dem boote-forum, der in Kanada wohnt, wollte mir ja bei allen Schandtaten mit dem Versand zum Eigenimport helfen, so dass ich quer durch das ganze internet schauen und schwärmen konnte.
So bemühte ich mich, Tests und Reviews meiner Favoriten zu finden und stolperte in den diversen amerikanischen, kanadischen und auch englischen Foren immer wieder über Schwärmereien über die traditionellen Ottertail und Beavertail Paddel, die ausschließlich für Tiefwasser angebracht sind. Dort aber sollten diese so viel Spaß machen, die Gelenke schonen und ein angenehmes, erholsames Paddeln bei guten Windbedingungen ermöglichen und prädestiniert für Touren auf ruhigen, tiefen Flüssen und Seen sein. Genau diese liebt meine Herzdame und sollten daher zukünftig zu unseren bevorzugten Revieren werden.
Man liest sich bei der Recherche richtig in Stimmung und die Bilder dazu machten ja auch Lust auf das "Probieren" dieser in Deutschland leider wenig verbreiteten Paddel. Dementsprechend präsentierte sich mir das Angebot: Sehr übersichtlich, wenige Anbieter, wenige Modelle und ein Probepaddeln, selbst nur das Anschauen, war so gut wie unmöglich, zumindest im Umkreis von ~ 500km.
Ich erweiterte also meine Excel-Tabelle um sämtliche verfügbaren Daten der Hersteller: Blattfläche, Blattlänge, Blattform, Schaftlänge (das Wichtigste!), Gesamtlänge, Gewicht, geölt oder lackiert, Verfügbarkeit, Preise und Quellen. Vor allem sammelte ich die Daten dann auf den Herstellerseiten in Zoll, square-inch und Unzen, die zur Vergleichbarkeit alle in cm, cm² und g umgerechnet werden mussten. Schön, dass man so etwas mit Excel ratzfatz lösen kann.
(Anmerkung: Die Preise in den vergößerbaren Tabellen entsprechen dem Stand: 06/2014, darunter sind Paddel, die Stand 2018 bis zu 50€ teurer geworden sind...)
4. Die Entscheidung
Ausgerechnet bei den wenigen in Deutschland angebotenen, traditionellen Paddeln, beschränken sich die Importeure lediglich auf die üblichen Standardmaße, die für normale Paddel angemessen sind, so dass ich für mich in diesem Falle nur zu kurze Paddel fand, die auch verfügbar waren. Bei einer Blattlänge von bis zu 82,6 cm (z.B. gegenüber den 55,9 cm des Voyageur) ändert sich die benötigte Gesamtlänge aber doch ganz erheblich.
Das Voyageur ist problemlos in 62" (157 cm) erhältlich, was einer Schaftlänge von 40" (102 cm) entspricht. Im Vergleich, das später von mir auserkorene Sagamore ist seitens Hersteller sogar in 68" (173 cm) lieferbar was letztlich aber lediglich einer Schaftlänge von 90 cm entspricht.
Nach der aufwendigen Recherche im internet, entschied ich mich dann für das Grey Owl Sagamore Cherry, ein absolut traditionelles, dünnes und schmales Ottertail Paddel, welches aus einem einzigen Stück Schwarzkirsche ausgearbeitet wird. Das ganze in der natürlichen, geölten Variante.
Mit viel Glück, hatte ich nach vielen Telefonaten, für mich eines in 64" ergattern können, ein Einzelstück aus einem frisch eingetroffenen Übersee-Container. (Eine Länge, die auf der homepage des Händlers gar nicht erst als überhaupt lieferbar erwähnt wurde.) Heute weiß ich, dass es ein Glücksgriff war, die Paddellänge ist absolut ideal für mich.
Verführt durch die Aussage, es sei zu schade, es ins Wasser zu tauchen, aber wenn man es täte, würde man es gar nicht mehr herausholen wollen, entschied ich mich zuzuschlagen. Alexander von Wavecrest versprach mir, ein zueinander passendes und möglichst dunkles Pärchen mit hübscher Maserung rauszusuchen, denn diese Paddel können erhebliche Farbdifferenzen aufweisen. Das 64" Paddel war ja nun mal ein Einzelstück im Container, daran wollte er sich nun orientieren. Bereits vier Tage später, hielt ich diese beiden wunderhübschen Paddel aus einem gewachsenen Stück Schwarzkirsche in Händen.
Das Blatt war weitaus dünner, als von unseren anderen beiden neuen Paddel. Dass sie ein schmaleres Blatt haben, wusste ich ja anhand der Maße, aber diese dünne Schneide.... Damit kann man bestimmt auch Weißbrot schneiden. Das Gewicht hatte ich ebenso als weitaus höher eingeschätzt, aber so ist das bei Naturprodukten, leichte Abweichungen sind möglich. Beates Paddel kommt gerade mal auf 620g und meines auf 705g und liegen beide somit weit unter den Herstellerangaben.
Am Besten ist das "hidden-insert", eine Hartholzeinlage am unteren Rand des Paddels, welche ich nur mit einer Lesebrille entdecken konnte. Wie man so etwas, so exakt in das dort hauchdünne, massive Holz einarbeiten kann, weiß ich nicht. Die verbliebene Schicht Schwarzkirsche hat maximal 1/10 mm.
Mir brannte es unter den Nägeln, diese samtige Skulptur ins Wasser zu tunken, und auch wenn das Wetter passte, hatte ich doch gar keine Zeit. So wollte Beates Paddel doch noch adäquat verpackt werden und das Material dafür beschafft und gestaltet werden. (Denn sie wusste von nichts, weder Typ, noch Modell, noch, dass es überhaupt noch ein Paddel geben sollte. Damals wohnten wir noch nicht zusammen, so dass sie auch von allem gar nichts mitbekam.)
Bei diesem Geschenk zur "Sonnenwende" - irgendeinen Grund braucht man ja immer - ist mir das doch stilecht gelungen....
5. Die Sagamore
Jetzt aber endlich zu den Paddeln und Bildern... Das rührige Auspacken erspare ich euch einfach...
Jedenfalls hatte nicht nur ich das Gefüh,l eine Skulptur, also ein kleines hölzernes Kunstwerk in der Hand zu halten. Beate freute sich ganz besonders darüber, dass ihr Paddel sie direkt beim Auspacken anschaute.
Moment, … „Anschaute?“ --------------- Ja, seht selbst:
(Und, nein, man kann keinerlei Vertiefungen spüren, der ovale Schaft ist über die gesamte Länge schön gleichmäßig geformt.)
Nachdem Beates Paddel deswegen spontan einen Namen bekam, nämlich "Aule", nahm ich das mit meinem in humoriger Weise auf und nannte es "Lilu". (Ihr wisst schon: "...einfach perfekt...", "...bin Wesen höherer Art..." )
Sie sind unwahrscheinlich leicht, mit einem wunderschönen Farbton und einer samtartigen Oberfläche. Es ist geradezu ein sinnliches Erlebnis, mit der Hand über das Blatt zu streicheln und den fließenden Übergang zum ovalen Schaft zu fühlen.
Durch die hauchdünne Form des Blattes wirken die Sagamore geradezu filigran und schutzbedürftig. Auch wenn es tatsächlich vollwertige Paddel sind, so fasst man sie fast schon ängstlich an und hat direkt Albtraum-Bilder im Kopf, wie sie an einem Felsen oder tein zerbrechen können. Man fürchtet um die scharfen Blattkanten und die Unversehrtheit der Oberflächen.
Der Autofocus versagt bei den Blättern fast komplett, man bekommt es mit meiner Kamera nicht in den Griff, weder, wenn man das Blatt einzeln, noch im Vergleich zu meinem "Das Paddel" fotografiert. Den "hidden-insert" zu fotografieren hat gar nicht geklappt, aber das werde ich nochmal versuchen. Aber grob man kann es auf den Bildern wenigstens erahnen, dass Aule und Lilu in einer anderen Klasse starten:
Hier nochmal ein Überblick über die Paddel. Auf dem ersten Bild sieht man links Beates Paddel und rechts die meinigen. Man kann gut erkennen, dass sich die Blattlänge erheblich unterscheidet, die Schaftlänge aber bei den jeweiligen Pärchen, (die beiden rechten und die beiden linken), fast identisch ist. Ebenso kann man erkennen, dass sich die Blattlänge bei beiden Sagamore im direkten Vergleich ebenso ändert, wie die Schaftlänge.
Versteht mich nicht falsch, diese Sagamore gehören aber immer noch zur "Fabrikware". Es sind keine handgearbeiteten Paddel aus einer kleinen Manufaktur. Da hat man wirklich wunderschöne Paddel zu einem mehr als fairen Preis, auch wenn die Meisten erstmal schlucken. Sie sind den Preis aber wirklich jeden Cent wert. Bei jedem Paddeln hat man Spaß und liebt es, sie in der Hand zu halten, sie anzugucken und den Schnitt durchs Wasser zu beobachten. Abgesehen davon, dass man abends garantiert keine Rückenschmerzen, Muskelkater oder Blasen hat. Bei guter Pflege und Umgang hatman Paddel, die Jahrzehnte halten können!
6. Die erste Fahrt
Dann war es soweit, wir brannten darauf Aule und Lilu endlich ins Wasser zu "tunken", aber die Wetterfrösche gaben uns lediglich ein Zeitfenster bis 13:00 Uhr, danach sollte es "junge Hunde" regnen. Egal, um unsere Neugier, wie sich diese Paddel im Wasser anfühlen, zu befriedigen, führen wir notfalls auch noch nackt. Und so schnell geht ein Kanu bei Regen auch nicht unter. Es bleibt also alles im Wowa, keine Kamera - nix. ( Um es optisch etwas aufzuwerten, setze ich hier einfach ein paar spätere Aufnahmen auch aus 2014 hier dazwischen...)
Nur Hut, Tabak und die Paddel mussten mit. Natürlich kam auch mein "Bärenprügel" zum Ab- und Anlegen mit und dann ging es um 11:30 Uhr endlich aufs Wasser.
Das Wetter verwöhnte uns dann doch während der kompletten Ausfahrt: Es war fast windstill, die Lahn spiegelte die Berge und Bäume und sogar der Himmel riss auf und ein paar verträumte Sonnenstrahlen erfreuten uns.
Kaum das tiefe Wasser erreicht, wechselte ich zu Lilu und war direkt begeistert. Man spürte sofort, so ist das richtig! Genau so muss Paddeln sein, so muss sich das anfühlen! Geradezu ein Gedicht! Leicht und absolut geräuschlos taucht das Paddel ins Wasser, kein "Plopf", kein störender Auftrieb, und die perfekte Balance zwischen Schaft und Blatt, (man kann es exakt auf einer Fingerspitze direkt über der Blattwurzel balancieren!), erleichtert die Führung im Wasser.
Persönlich paddele ich fast ausschließlich rechts, meist im Heck und statt J-stroke im canadian-stroke. Ich liebe es, wenn das Paddel leise singend durch Wasser nach schräg oben rausläuft und "so nebenbei" den geraden Kurs des Kanus sicherstellt.
Diese Erlebnis war mit Lilu nochmals gesteigert. Man fühlt beim senkrechten Schnitt durch das Wasser gar keinen Widerstand und beim erneuten Anziehen lässt sich das Paddel ohne jede Anstrengung durch die enorme Blattlänge sofort fest im Wasser "verankern" und bietet trotz der rechnerisch geringen Blattfläche einen enormen Grip.
Beate fing sofort an mit ihrem Aule im Wasser zu spielen, genoss den Lauf durchs Wasser, die Geräuschlosigkeit beim Paddeln und konnte den Blick, ebenso wie ich, kaum von dem getauchten Blatt abwenden. Das tatsächliche "nach vorne paddeln" erfolgte da nur nebenbei. Völlig ohne jede Anstrengung fuhren wir fast mit der gleichen Geschwindigkeit wie immer zu Tal und zu Berg.
Wir merkten es kaum, aber wir machten richtig Strecke und bekamen das anfangs überhaupt nicht mit. Den Rückweg fuhr ich komplett im indian-stroke. Locker und mit der typisch "rührenden" und rotierenden Bewegung machte es mir endlich den Spaß, den ich immer wollte. Es gab wirklich keinen Grund das Paddel überhaupt aus dem Wasser zu heben, es sei denn man will Druck machen und kräftig beschleunigen. Lilu blieb daher, sobald das Kanu "Marschfahrt" erreicht hatte, einfach dauerhaft im Wasser.
Ruckzuck waren wir wieder am CP und legten dort um exakt 13:00 Uhr an. Gerade wollte ich doch noch ein paar Bilder für euch machen (lassen), da hinterließen die ersten Tropfen runde Ringe auf der sonst spiegelglatten Wasserfläche. Der Wind frischte auf und die Tropfen wurden zahlreicher und dicker. Das Kanu schnell aus dem Wasser gezogen und auf den Stellplatz gebracht, suchten wir anschließend durchnässt im Wowa Zuflucht. Das Zeitfenster hatte ideal gepasst und wir eine wunderschöne Runde auf der Lahn hinter uns. Und wie in den Berichten fühlten sich Gelenke und Schultern an, als hätten wir überhaupt nicht gepaddelt.
Ein Kännchen Kaffee wurde gekocht, choco-brownies dazu, die Fluppe an, fachsimpelten wir über das Erlebte noch einige Zeit und verbrachten noch einen tollen Nachmittag , während der Regen auf das Dach und Vorzelt prasselte.